Sola sprachlos
Hanna Sola war nach dem größten Erfolg ihrer bisherigen Laufbahn sprachlos: „Ich bin völlig von den Socken, mir fehlen gerade die Worte. Ist das alles nur ein Traum? Ich kann es nicht glauben. Ich brauche wahrscheinlich noch etwas, um das zu realisieren. Aber ich bin extrem happy!“
„Wollte mir das Rennen gut einteilen“
Auf das letzte Schießen und die Schlussrunde angesprochen, ergänzte Sola: „Ich bin mit meiner Leistung heute sehr zufrieden, vor allem mit den zwei sauberen Serien beim Schießen. Mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet, aber ich habe alles gegeben und bin mit großem Vorsprung ins Ziel gekommen. Ich wollte mir das Rennen gut einteilen. Ich wusste, dass es in den Bergen ziemlich hart ist. Daher bin ich am Anfang noch dosiert gelaufen und habe erst in der letzten Runde alles rausgehauen. Heute hat alles gepasst, ich bin überglücklich.“
Ida Lien aus Norwegen blieb wie ihre Landsfrau Olsbu Roeiseland fehlerfrei im Schießen und kam mit einem Rückstand von 52,5 Sekunden auf Rang 4. 56,5 Sekunden hinter der Siegerin kam Elvira Oeberg (Schweden) nach zwei Strafrunden auf Rang fünf. Sechste wurde mit Tiril Eckhoff eine weitere Norwegerin – im Ziel war sie nach einer Strafrunde 1:07,2 Minuten langsamer als Hanna Sola.
Zum Start des Sprintrennens der Frauen am Nachmittag war es weiterhin bewölkt bei kalten Temperaturen. Der Wind frischte im Vergleich zu den Männern hingegen auf, sodass die Bedingungen am Schießstand anspruchsvoller waren. Sola begann im Liegendanschlag mit fünf Treffern und übernahm die Führung, die sie bis zum Ende nicht mehr hergeben sollte. Olsbu Roeiseland räumte liegend ebenfalls alle Scheiben ab, lag allerdings schon 22 Sekunden zurück. Braisaz-Bouchet fing sich eine Strafrunde ein, blieb dank starker Laufleistung auf Rang 7 und in Schlagdistanz zur Spitze. Die spät ins Rennen gegangene Ida Lien zeigte ebenfalls ein makelloses Liegendschießen und lag nur 14 Sekunden hinter den Podiumsrängen.
Sola kam mit 9 Sekunden Vorsprung zum zweiten Schießen des Tages. Dort versenkte sie schnell und präzise alle Patronen im Ziel und baute ihren Vorsprung vor der Schlussrunde um weitere 20 Sekunden aus. Auch Olsbu Roeiseland sicherte sich 10 von 10 und lag dadurch auf dem zweiten Platz, 37 Sekunden hinter Sola. Nach ihren zwei Fehlern im Liegendanschlag hielt sich Hanna Oeberg stehend schadlos und war weiterhin vorn dabei. Braisaz-Bouchet ließ erneut eine Scheibe stehen, lag bei der Rückkehr auf die Strecke aber nur knapp hinter Olsbu-Roeiseland. Nach einer Strafrunde im Liegendanschlag blieb Tiril Eckhoff beim zweiten Schießen fokussiert, fehlerfrei und fand sich mit nur 14 Sekunden Rückstand aufs Podium vorläufig auf dem fünften Platz wieder. Als Ida Lien zum zweiten Mal den Schießstand ansteuerte, hatte sie noch alle Chancen aufs Podest. Sie blieb abermals fehlerfrei und ging 37,7 Sekunden hinter Sola auf die Schlussrunde.
Sola zeigte eine stabile Schlussrunde, festigte ihren souveränen Vorsprung und feierte am Ende den ersten Sieg ihrer Karriere. Anders als gewohnt, konnte Olsbu Roeiseland auf den abschließenden 2,5 Kilometern keine Rakete mehr zünden und verlor weitere Zeit. Im Ziel verteidigte sie lange Rang 2, ehe sich Braisaz-Bouchet bei Kilometer 6,5 vier Sekunden vor die Norwegerin schob. Am letzten Anstieg gab die Französin noch einmal alles und verteidigte so den Silberrang. Ida Lien lag bei Kilometer 6,1 nur 0,2 Sekunden vor Braisaz-Bouchet, 400 Meter später allerdings schon 4 Sekunden hinter ihr. Im Ziel fehlten ihr hinter Landsfrau Olsbu Roeiseland nur 2 Sekunden aufs Podium.
Lockerheit als Erfolgsgeheimnis
Braisaz-Bouchet erklomm erstmals seit Östersund vor zwei Jahren wieder das Podium in einem Einzelrennen. Danach machte sie vor allem ihre Lockerheit für den Erfolg verantwortlich: „Vor dem Rennen war ich relaxt, zufrieden und zuversichtlich. Das sind gute Voraussetzungen. Am Start war ich dann voll auf meine Laufleistung fokussiert. Am Schießstand habe ich auf den Wind geachtet und ansonsten nicht viel nachgedacht. Es hat Spaß gemacht. Ich habe mich ziemlich stark und selbstbewusst gefühlt.“ Zu ihrer Laufleistung und dem zweiten Platz sagte sie: „Die Ski liefen richtig gut. Rang zwei hat mich ganz schön überrascht.“
Olsbu Roeiseland war überaus glücklich über ihre erstes fehlerfreies Schießen der Saison: „Ich bin mit meiner Schießleistung heute sehr zufrieden. Zehn Treffer sind mir bis dato noch nicht geglückt. Nach Östersund fühlte ich mich etwas ausgelaugt. Deshalb hatte ich nicht so viel trainiert wie geplant. Vor dem Start wusste ich, dass es hart werden würde. Ich habe alles gegeben. Am Ende stehen zehn Treffer und Rang 3 zu Buche, damit bin ich sehr zufrieden.“
Durch Platz 3 schlüpfte die Norwegerin überraschend ins Gelbe Trikot. „Das ist super, auch wenn mein großes Ziel in diesem Winter die Olympischen Spiele sind. Trotzdem werde ich auch in den nächsten Rennen alles geben.“
Fotos: IBU/Evgeny Tumashov