Der Weg zurück ins Gelbe Trikot war für den 27-Jährigen durchaus steinig. Zweimal landete er in der Gesamtwertung hinter JT, ehe er die letzte Saison als Gesamtvierter abschloss. In diesem Winter liegt die Trefferquote des Norwegers wieder bei über 90 % und mit zwei Saisonsiegen ist er im Flow. Darüber hinaus verpasste er in den bisherigen 14 Individualwettkämpfen nur zweimal die Top 6.
Nach seinem Sieg in der Verfolgung von Antholz-Anterselva stellte sich Sturla Holm Lægreid unseren fünf brennenden Fragen. Und natürlich durfte auch eine Bonusfrage zu seinem großen Hobby – dem Gitarre spielen – nicht fehlen.
Biathlonworld: Wie hat es sich angefühlt, wieder das Gelbe Trikot überzustreifen, nachdem du so lange Zeit versucht hast, es Johannes abzunehmen? Sturla Holm Laegreid: Für mich war es ein ganz besonderer Moment, als ich das Gelbe Trikot nach dem Sprint am Freitag erobern konnte. Johannes dominiert unseren Sport seit vielen Jahren, aber ich wollte es ihm unbedingt abnehmen, bevor er seine Karriere beendet. Das ist mir vorerst gelungen. Nun kann ich bis zu den letzten Rennen ein Wörtchen um die Gesamtwertung mitreden, so wie vor vier Jahren. Ich freue mich darauf!
BW: Das gesamte Team hat sich für dich gefreut. Was bedeuten dir Teamkollegen, die alle Höhen und Tiefen mitmachen?
SHL: Ein guter Teamgeist ist in meinen Augen das A und O. Er gibt dir ein Gefühl von Sicherheit und Rückhalt, unterstützt dich, ist gleichzeitig aber auch stark leistungsfördernd – es ist eine gesunde Mischung, die dich pusht und weiterbringt. Wir unterstützen uns gegenseitig, wenn die Dinge mal nicht so laufen wie gewünscht. Aber wir treiben uns auch immer zu neuen Höchstleistungen an.
BW: Am Schießstand läuft es bei dir wieder wie geschmiert. Was machst du in diesem Winter anders als im letzten?
SHL: Mein Motto lautet in diesem Winter: „Keep it easy“. Ich versuche, die Dinge nicht übermäßig zu verkomplizieren und auf der Matte einfach meinen Job zu machen. Das scheint zu funktionieren. Meine einzige Neuerung im Vergleich zum letzten Winter ist ein neuer Schaft, durch den ich stehend schneller im Anschlag bin und so ein paar wertvolle Sekunden einspare.
BW: Nun hast du in Antholz sehr gute Rennen abgeliefert. Was macht das mit deinen Aussichten für Olympia 2026?
SHL: Ich freue mich schon sehr auf die Spiele im kommenden Jahr, vor allem nach meinem fantastischen Wochenende hier. Ich habe das Gefühl, Antholz rechtzeitig vor Olympia geknackt zu haben und zu wissen, was es braucht, um hier gut abzuschneiden.
BW: Du warst 13 Jahre alt, als Tarjei den Gesamt-Weltcup gewonnen hat. Hättest du damals gedacht, dass ihr einmal Teamkollegen sein und so oft gemeinsam auf dem Podium stehen würdet?
SHL: Der 13-jährige Sturla war ein Träumer und konnte sich damals schon viele Dinge vorstellen. Aber ganz sicher wäre er sprachlos, wenn er sein älteres Ich von heute sehen könnte! Tarjei war schon immer ein Vorbild und ich fühle mich geehrt, ihn zu kennen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Nach seiner Rücktrittsankündigung genieße ich jeden Moment, den ich gemeinsam mit ihm auf dem Podium verbringen kann. Er ist zweifelsohne jemand, den ich immer in guter Erinnerung behalten werde – als Athlet, vor allem aber als Mensch.
Bonusfrage: Welche drei Songs spielst du am liebsten auf der Gitarre?
SHL: Meine drei Top-Songs sind: „Cliffs of Dover“ von Eric Johnson (als Herausforderung), „Lenny“ von Stevie Ray Vaughan (fürs Feeling) und „Shoot to Thrill“ von AC/DC (für den Rock ’n’ Roll🤘).
Für Sturla Holm Lægreid ist Biathlon eine schöne Herausforderung, die mit Freunden, Teamkollegen und vielen Emotionen verbunden ist. Doch am Ende geht es vielleicht doch nur um Rock ’n’ Roll!
Fotos: IBU/Yevenko, Nordic Focus