„Wir brauchen den Nachwuchs für die Zukunft“

Sverre Olsbu Röiseland hat in seiner dritten Saison Cheftrainer der deutschen Frauenmannschaft frischen Wind ins Team gebracht, einige Rücktritte zu verschmerzen gehabt und Nachwuchstalente in die Mannschaft geholt.

Beim Trainingslager der Mannschaft sprachen wir mit ihm darüber, wie sich das Team aus erfahrenen Athletinnen und jungen Nachrückern entwickelt hat und wie die Pläne für die Olympischen Winterspiele 2026 in Milano Cortina mit den Biathlonrennen in Antholz aussehen.

Biathlonworld: Das erste Trainingslager lag dieses Jahr etwas später. Hoffen Sie, dass die Athletinnen in der Saison so länger frisch bleiben?

Sverre Olsbu Röiseland: Das hoffen wir. Wir wollten den Athletinnen im Frühjahr ein bisschen mehr Zeit zu geben, wieder ins Training reinzukommen. Sie arbeiten bis dahin mit ihren Stützpunkttrainer*innen. Mein Ziel ist, nicht zu früh zu viel rauszuholen.

BW: Ist der Gedanke ein bisschen gruselig, in zwei Jahren vielleicht mit einem sehr jungen Team zu den Olympischen Winterspielen zu fahren? SR: Wenn man nicht so viel Erfahrung hat, ist alles neu. Jüngere Athletinnen erleben das ganz anders, sie nehmen es noch lockerer. Es ist immer gut, wenn man eine gemischte Mannschaft aus jüngeren und erfahrenen Athletinnen hat. Ich glaube, die Mischung ist gut so. Auch für mich sind es die ersten Winterspiele, aber Christian (Mehringer) ist schon mal dabei gewesen, also hat er Erfahrung. Ich habe Erfahrung mit großen Wettkämpfen aus meiner Zeit in Norwegen. Es ist wichtig, die Winterspiele wie jedes andere Rennen anzugehen, auch wenn das in der nächsten Saison das größte Ziel ist. Man braucht einen guten Plan, um pünktlich zu den Spielen in Topform zu sein.

BW: Sind Sie zufrieden damit, wie sich die Mannschaft entwickelt hat, seit sie Cheftrainer sind?

SR: Für mich ist es sehr spannend, ein neues System und neue Athletinnen kennenzulernen, und wie die Dinge hier gelaufen sind. Das deutsche System hat viele gute Seiten und Ideen, aber meine Aufgabe ist es, neue Ideen einzubringen. Seitdem ich angefangen habe, hat die Mannschaft komplett durchgewechselt, weil Hinz, Herrmann-Wick und Hildebrand ihre aktive Laufbahn beendet haben. Jetzt sind da nur noch Voigt und Preuss und ein paar jüngere Athletinnen wie Selina Grotian und Johanna Puff. Das ist der Lauf der Dinge. In manchen Jahren hat man ein stabiles Team und manchmal rückt eine neue Generation nach. Ich glaube, es ist gut, dass wir jetzt einen so starken B-Kader haben. Diese jüngeren Mädels brauchen wir für die Zukunft. Wir haben Julia Tannheimer und Johanna dazugeholt, damit sie Erfahrungen sammeln können, und sie haben sich gut geschlagen. Das ist gut für unsere Zukunft, sie können gute Leistungen abliefern und sie haben trotzdem noch Spaß am Biathlon. BW: Glauben Sie, diese Gruppe wird in den nächsten 18 Monaten heranreifen (also vor den Winterspielen)?

SR: Ich hoffe es... das ist natürlich das Ziel. Wir haben viel zu tun und brauchen jeden Trainingstag, um weiter Fortschritte zu machen, vor allem in der Saison. Ich bin kein Fan davon, schon zum ersten Rennen in Topform zu sein, also können wir uns von Woche zu Woche entwickeln und die jüngeren Athletinnen können im Februar und März gute Leistungen abliefern, nicht nur im November.

BW: Die Rennen werden bei den Winterspielen in Antholz ausgetragen. Ist das gut für Ihre Mannschaft?

SR: Ich habe ein gutes Gefühl bei Antholz, das ist mein Lieblingsort. Viele von den Athletinnen mögen die Höhe und die Bedingungen sind gut. Antholz ist wie ein Heimspiel. Das müssen wir uns zunutze machen. Eine gute Stimmung in der Mannschaft ist bei Wettkämpfen wie den Olympischen Winterspielen enorm wichtig.

BW: Wie schwierig ist es, dass die allzeit beständige Janina Hettich-Walz in dieser Saison schwangerschaftsbedingt ausfällt? Werden die jüngeren die Lücke füllen müssen?

SR: Es ist schön für sie und wir freuen uns mit ihr. Natürlich wird sie der Mannschaft fehlen. Im letzten Winter war sie mit Podestplätzen und Silber bei den Weltmeisterschaften eine unserer stärksten Athletinnen. Wir werden sie vermissen, aber so entstehen auch Chancen für die jüngeren Athletinnen. Wir werden in diesem Winter mit den Athletinnen arbeiten müssen, die wir haben. Ich denke, die jüngeren Frauen werden viel dazulernen und daran wachsen. Und Janina wird hoffentlich 2026 stärker als zuvor wieder einsteigen.

Fotos: IBU/Christian Manzoni

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