Das neue Jahr hat begonnen und mit ihm das zweite Biathlon-Trimester. Franziska Preuss trägt in Oberhof stolz das Gelbe Trikot. Sie hat hart darum gekämpft, ihre Führung in der Weltcupgesamtwertung zu verteidigen. Aufgrund von Problemen bei Lisa Vittozzi, Hanna Oeberg und Ingrid Landmark Tandrevold sowie dem überraschenden Ausscheiden von Elvira Oeberg ist der Kampf weniger intensiv. Doch Preuss zeigte kontinuierlich starke Leistungen. Ihre Laufstärke und die verbesserte Trefferquote waren der Schlüssel zum Erfolg in allen Bereichen, in welchen sie in der vergangenen Saison Schwierigkeiten hatte.
Nicht nur Preuss, sondern das gesamte deutsche Damenteam zeigt in diesem Winter außergewöhnlich gute Leistungen. Vanessa Voigt liegt auf Platz fünf in der Gesamtwertung und Selina Grotian feierte in Annecy ihren ersten Weltcupsieg. Der erste Sieg ist ein großer Moment, doch oftmals nicht leicht zu verarbeiten. Ich erinnere mich an meinen ersten Weltcupsieg: Verfolgungsgold bei den Weltmeisterschaften in Kontiolahti 2015.
Es fühlte sich irreal an. Mein Körper war so angespannt, selbst bei der Behandlung durch die Teamphysios. Ich konnte mich erst am nächsten Tag entspannen. Im Sog der Weltmeisterschaft war es noch schwieriger diesen Erfolg sacken zu lassen. Erst bei meinem zweiten Sieg im Massenstart in Ruhpolding in der darauffolgenden Saison konnte ich den Moment wirklich genießen.
Wir sollten auch nicht Julia Tannheimers exzellentes Rennen in Finnland und ihre starke Leistung in der Staffel in Hochfilzen vergessen. Die Atmosphäre im Team ist fantastisch und ich sehe der Damenstaffel in den kommenden Wochen optimistisch entgegen. Deutschland kann an jedem beliebigen Tag mit Frankreich mithalten!
Bei den deutschen Herren hingegen ist mehr Beständigkeit vonnöten. Danilo Riethmüller, Philipp Nawrath und Philipp Horn hatten schon Einzelerfolge, doch es fällt ihnen schwer, ihre Form über mehrere Rennen zu halten. Die Trainer sähen gern mehr Beständigkeit, was sich auch in den Podestplätzen niederschlagen würde.
JT Bie ist – wieder einmal – ganz vorn im Kampf um die Weltcupgesamtwertung der Herren. Es ist (noch) nicht so dominant wie in den vergangenen Saisons. Einige Schüsse gingen daneben, doch er ist ganz klar der Stärkste und wird es in dieser und in der kommenden olympischen Saison auch bleiben. Viele fragen sich, ob ihn seine Jagd nach Ole Einar Bjoerndalens Rekord zusätzlich unter Druck setzt, aber das denke ich nicht. Johannes läuft nach seinen Bedingungen – Rekorde kommen als natürliche Resultate seiner beständig exzellenten Leistungen.
Alles deutet auf eine spannende Weltcupwoche in Oberhof hin mit riesigen Fanmassen und dem bekannten launischen Wetter. Franziska Preuss sollte den Birxsteig und die anderen Oberhofer Anstiege voller Selbstvertrauen angehen. Ihre starke Lauftechnik ist perfekt für diese Strecke. Doch mit der Form, die sie im ersten Trimester gezeigt hat, ist ohnehin jeder Austragungsort wie geschaffen für sie. Dazu noch die deutschen Fans und wir können uns auf eine Biathlonparty freuen!