Der erste Weltcup der Saison liegt hinter uns, und es werden endlich wieder Rennen gelaufen. Ich bin sehr froh, dass wir nach dem warmen Novemberwetter in Kontiolahti tolle Bedingungen für den Saisonauftakt hatten.
Für die Athletinnen und Athleten war es eine intensive Woche, das ist diese erste Woche immer – aber auch für mich, obwohl ich nicht mehr im Starthäuschen stehe. Ganz ehrlich: Auch die Arbeit als Biathlon-Kommentatorin ist ziemlich intensiv.
Vor allem in der Verfolgung der Frauen passierte so viel gleichzeitig, und man musste alles im Auge behalten: unsere fünf finnischen Frauen, die Führenden und die Aufholenden. Da hat man auch gesehen, was im Biathlon mit einer guten Leistung zu holen ist. Einige der großen Namen der letzten Jahre gehen jetzt nicht mehr an den Start, also tun sich auch Chancen auf, und das Feld sieht anders aus. Aber das macht es kein Stück leichter, schnell zu laufen oder sauber zu schießen, und doch ist es am Sonntag so vielen Frauen gelungen. Eine Sache war allerdings kaum zu übersehen: Der starke Saisoneinstieg der Schwedinnen. Mit einem Staffelsieg und Podestplätzen für Linn Persson und beide Öberg-Schwestern sind sie wirklich gut gestartet – vor allem Hanna Öberg, das war schön zu sehen.
Johannes Thingnes Bö zeigt von Beginn an eine sehr gute Form, und es wird spannend sein zu sehen, ob er die restlichen Männer auf Abstand halten kann. Quentin Fillon Maillet hingegen ist noch nicht wieder so recht in Form.
Es ist nicht immer einfach, nach einer so erfolgreichen Saison wieder einzusteigen, das weiß ich aus Erfahrung. Alle erwarten viel, und auch er erwartet nach den Ergebnissen des letzten Jahres sicher viel von sich. Aber ich habe auch die Wettkämpfe in Idre Mitte November gesehen, und an dem Wochenende war er nicht der stärkste Franzose. Ich denke, Quentin wusste vor der ersten Weltcupwoche wohl besser als wir alle, wie sein Leistungsniveau ist.
Es ist natürlich leicht, sich von den ersten Resultaten mitreißen zu lassen. Aber manchmal lesen wir in die Ergebnisse bei der Saisoneröffnung zu viel hinein und vergessen die Wochen davor. Vor allem in diesem Jahr waren die Schneebedingungen im November in vielen Teilen Europas sehr verschieden. Manche Mannschaften hatten nicht die perfekten Trainingsbedingungen und nicht genug Zeit auf gutem Schnee. Andere hatten solide Vorbereitungswochen, wie die deutsche Mannschaft, die in Vuokatti in Mittelfinnland waren. Sie konnten dort bei guten Bedingungen trainieren und machten in Kontiolahti den Eindruck, bereit zu sein.
Nach der Aufregung der ersten Woche atmen viele Athletinnen und Athleten erst einmal auf. Die lange Vorbereitung hat ein Ende, die Saison hat begonnen – aber Hochfilzen kommt schneller, als man denkt, vor allem für die Frauen, für die es morgen mit dem Sprint schon weitergeht. Man darf in der Konzentration nicht nachlassen, weil das Profil und der Schießstand in Hochfilzen einfacher aussehen, als sie sind. Ich habe immer gedacht, dass mir die Strecken in Hochfilzen nicht liegen, weil ich die steileren Anstiege mag, aber ich habe dort tatsächlich ein paar gute Ergebnisse eingefahren, darunter meine letzte WM-Medaille im Massenstart 2017.
In vielen Saisons finden sich die Favoriten ab Hochfilzen auf dem Podest ein. Das sieht man auch in den letzten drei Jahren: Die Anwärter auf die Gesamtwertung waren immer im Kampf um Podest oder Sieg mit dabei. Deswegen wird es spannend sein zu sehen, ob Hochfilzen wieder ein Indikator für das ist, was im restlichen Winter noch passiert.