Expertenmeinung: Dominik Windisch

Der in Antholz lebende Dominik Windisch, ehemaliger Spitzensportler und jetzt Jugendtrainer, reflektiert über die Fortschritte des italienischen Biathlons, darunter die formstarken Lisa Vittozzi und Tommaso Giacomel, und gibt Ratschläge, wie man Antholz angeht.

Er weiß auch, was wir nicht wissen: Wie geht es Doro?

Wenn man nach fünf Weltcup-Stationen ein Fazit ziehen möchte, so fällt auf, dass die großen Nationen – allen voran Norwegen und Deutschland – eine dominierende Stellung eingenommen haben. Die französischen Frauen trumpfen auch stark auf. Darüber hinaus zeigen Lisa Vittozzi und Tommaso Giacomel in dieser Saison sehr gute Leistung in den italienischen Farben. So hat Lisa zu ihrer herausragenden Form der Vorsaison zurückgefunden und ist meiner Meinung nach in diesem Winter sogar auf einem noch höheren Niveau angekommen. Für mich bleibt sie eine Favoritin auf den Sieg in der Weltcup-Gesamtwertung. Giacomel hat sich läuferisch weiter verbessert und ist am Schießstand konstanter geworden. Er entwickelt sich immer mehr zu einem kompletten Biathleten. Das hat er vergangene Woche in Ruhpolding unter Beweis gestellt.

Mit seiner Leistung hat Tommaso die italienische Männerstaffel beflügelt. Elia Zeni und Didier Bionaz haben auch ihren Beitrag geleistet. Lukas Hofer bleibt natürlich ebenfalls ein wichtiges Mitglied der Staffel, wenngleich er sich langsam, aber sicher seinem Karriereende nähert und andere hinter ihm Druck machen. Als Nachwuchstrainer ist mir bewusst geworden, wie wichtig eine starke Athletengeneration ist: Wenn du ein paar talentierte Youngster derselben Generation in deiner Mannschaft hast, spornen sie sich gegenseitig oft zu Höchstleistungen an. Je breiter die Basis an Talenten ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daraus auch talentierte Biathleten zu machen. Dabei ist es wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und von den nationalen Wettkämpfen über den IBU-Junior-Cup in den IBU-Cup aufzusteigen und mit etwas Glück dann im Weltcup zu landen. Außerdem kommt es darauf an, mit Siegen und Niederlagen richtig umzugehen.

Viele fragen sich wahrscheinlich, wo Dorothea Wierer ist. Wir haben uns über Weihnachten zu Kaffee und Plätzchen getroffen. In unseren Gesprächen war sie ganz die alte Doro. Aber man konnte schon spüren, wie sehr ihr die gesundheitlichen Probleme in diesem Winter zusetzen. Sie hat beschlossen, die ersten beiden Weltcups 2024 auszulassen und stattdessen zu trainieren, um sich auf Antholz und die Weltmeisterschaften vorzubereiten. Ich glaube, sie kennt ihren Körper sehr genau und kann selbst am besten entscheiden, wann es Zeit für eine Pause oder für Training ist. Ich fühle aber mit ihr: Im Winter krank zu werden, ist wirklich frustrierend. Ich wünsche ihr auf diesem Weg alles Gute für die Weltmeisterschaften.

Antholz-Anterselva liegt 1.600 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit höchstgelegene Austragungsstätte im BMW IBU-Weltcup. Der Sauerstoffverbrauch und die Belastungssteuerung auf der Strecke spielen hier eine wichtige Rolle. Ich würde den Athletinnen und Athleten raten, zwischen den Schüssen einmal mehr zu atmen. Um in Antholz gute Ergebnisse zu holen, muss man zu 100 % fit sein. Wer hier mit einer leichten Erkältung anreist oder gerade erst von einer Erkrankung genesen ist, könnte es richtig schwer haben.

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