Die Saison 2023/24 wurde in Östersund mit bestem Wetter, tolle Schneebedingungen und superschönen Wettkämpfen eröffnet, hat Spaß gemacht zuzuschauen.
Das Fluorverbot hat wahrscheinlich gar keine so entscheidende Rolle gespielt, er waren allgemein einfach superlangsame und zähe Bedingungen durch die Kälte und die Trockenheit im Schnee. Das fühlt sich dann fast wie Kraftausdauertraining an, aber es ist auch für alle gleich. Man wird wahrscheinlich erst im Saisonverlauf sehen, wie und wann welche Wachsmischungen greifen. Wenn hier im wahrsten Sinne des Wortes die Chemie stimmt, kann das schnell zu Podestplätzen führen. Bei einer unglücklichen Wachskombi hingegen läuft man Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten – die Schere zwischen guten und schlechten Ski kann da schnell größer werden. Dann musst du eigentlich fast noch mehr auf der Strecke investieren - und darfst dir am Schießstand weniger Fehler erlauben.
Das deutsche Team sicherte sich zum Auftakt zwei Siege, fünf Podiumsplatzierungen und zwei Podestplätze mit der Staffel – und schwebt sicherlich auf Wolke sieben. Alle Fachleute in Deutschland, einschließlich mir, hätten damit nicht gerechnet. Nach den letzten Tests vor Saisonbeginn in Sjusjøen wusste die Mannschaft selbst nicht so recht, woe sie steht. Die frühen Erfolge in den Einzel-Wettkämpfen haben dem Team viel Selbstbewusstsein eingebracht. Da haben alle gespürt, dass ein Podium realistisch ist. Es hat bei einzelnen Athleten wirklich alles perfekt zusammengepasst. Dazu hatte das Team überragendes Skimaterial. Franziska Preuß und Philipp Nawrath jeweils im Gelben Trikot der Gesamtweltcup-Führenden nach Hochfilzen.
Im vergangenen Winter durchlebte Franziska Preuß eine extrem schwierige Phase, als sie sich akzeptieren musste, dass es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Es hat dann auch alles nichts geholfen und sie hat sich dazu entschieden, die Saison frühzeitig zu beenden - und für mich von außen betrachtet war es das einzig Richtige. Sie ist in den Urlaub gefahren, hat Biathlon auch mal Biathlon sein lassen und sich überlegt: "Will ich noch weitermachen? Taugt mir das noch?". Sie hat's angenommen und weiß auch, dass sie das Potential hat, in der Weltspitze mitzulaufen. Mit den drei erstklassigen Ergebnissen in Östersund ist ihr nicht nur eine enorme Last von den Schultern gefallen, sondern sie hat auch bewiesen, dass ihre Entscheidung goldrichtig war. Ich kann das sehr gut mitfühlen, wie erleichtert sie sein muss. Im meiner letzten Saison (2018/19) war meine Vorbeitung auch sehr holprig, ich bin ich erst in der dritten Weltcup-Woche in Nové Město na Moravě in die Saison gestartet, aber gleich mit einem Podium - und da fällt dann extrem viel Druck ab.
Der Wechsel vom wunderschönen, aber eisig kalten Östersund ins – hoffentlich – sonnige Hochfilzen ist in der Regel eine Wohltat für die Aktiven. Mir ist ging und geht es als Athletin und als Experting so: ich vermisse einfach das Tageslicht und die Sonne. Es ist dann in Mitteleurope etwas länger hell, etwas wärmer und der Schnee etwas schneller. Die Athleten fiebern dem entgegen, sie waren zeitweise ja vier Wochen oben - und einige können auch noch einmal kurz daheim die Familien sehen, bevor sie nach Hochfilzen anreisen.
Die Anlage in Hochfilzen kommt vor allem denjenigen zugute, die gut Wellen, Kuppen und Übergänge mitnehmen. Die Strecke ist sehr kurvenreich und ohne richtig langen Anstieg - und es kommt vor allen Dinge drauf an, was die Techniker zaubern. Den Schißestand darf man sich unterschätzen, es kommt doch immer mal wieder ein wenig Wind mit rein und der Sonne-Schatten-Wechsel ist nicht leicht - eine zügige Null in den Sprints am Schießstand ist am Freitag wichtig. Hochfilzen ist ein besonderer Ort mit viel Schnee, an dem eine tolle Vorweihnachtsstimmung in der Luft liegen dürfte.