Expertenstimme: Selina Gasparin: Lenzerheide

Selina Gasparin, die Schweizer Athletin, die in ihrer Laufbahn zwei olympische Medaillen und zwei Rennen im BMW IBU Weltcup gewonnen hat, kennt Lenzerheide wie ihre Westentasche: Sie hat die meisten Trainingstage ihrer aktiven Zeit hier absolviert.

Der Schweizer Mannschaft zeigt sie für die Leistung in der Saison 2023/2024 bislang zwei Daumen hoch und erklärt, warum die Strecken in Lenzerheide zu großen Abständen zwischen den Besten und dem Rest führen könnten.

Östersund und Hochfilzen liegen hinter uns, und es zeichnet sich schon ab, dass es eine packende Saison werden wird, in der viele Kandidaten um die Spitzenplätze kämpfen. Das Feld ist völlig offen, und das ist gut für den Biathlon.

Die Schweizer Mannschaft ist in Östersund mit einem sechsten Platz in der Single-Mixed-Staffel in die Saison gestartet. Ich denke, das war ein ordentlicher Einstieg in den Winter. Jede Top-15-Platzierung ist eine wirklich solide Leistung, und die Schweiz hat in Schweden gleich mehrere geholt: Die Frauenstaffel wurde Vierte, Amy Baserga wurde Elfte im Einzel, Sebastian Stalder Zwölfter im Sprint und Elfter in der Verfolgung, und Lena Häcki-Groß gelang ein 15. Platz im Sprint und ein elfter in der Verfolgung. Der vierte Platz im Sprint von Hochfilzen hat Lenas Ehrgeiz angestachelt, und sie hat den Verfolger mit einem zweiten Platz herausragend gemeistert. Ich glaube, das war das beste Rennen ihrer Karriere! Dazu kommt: Unser bester Athlet aus dem letzten Winter, Niklas Hartweg, war in Östersund nicht ganz fit und hat Hochfilzen ausgelassen.

Vor der Premiere des BMW IBU Weltcup in Lenzerheide – was für den Schweizer Biathlon echt eine große Sache ist! – haben wir jetzt vier Athlet*innen, die an einem guten Tag ganz vorne landen können, und die Chancen stehen gut für eine erfolgreiche Woche für die Schweizer. Der Fokus liegt bei den meisten Mannschaften jetzt darauf, gesund zu bleiben, weil in vielen Mannschaften Infekte herumgehen.

Die Strecke in Lenzerheide ist ziemlich einzigartig. Sie beginnt mit einem langen Anstieg, der am Ende sehr steil wird. Das Stadion liegt auf 1.400 Metern Höhe, und es ist in Lenzerheide nicht leicht, Luft zu bekommen; vielleicht noch ein bisschen schwieriger als in anderen hoch gelegenen Austragungsorten. Die Strecke hat auch viele Kurven, in denen man Sekunden herausholen kann, wenn man sich traut, bergab Vollgas zu geben. Es ist eine technisch und körperlich sehr anspruchsvolle Strecke. Es gibt auch gute Nachrichten: Eine lange Abfahrt führt hinunter zum Schießstand. Die Athlet*innen in Topform könnten sich vom restlichen Feld deutlich absetzen. Zum Schießstand: Hier frischt der Wind meist am Nachmittag auf. Er wechselt schnell und unberechenbar die Richtung, was für die späten Starter*innen hart werden könnte.

Der Wechsel vom Schnee in Schweden zum Schnee in Mitteleuropa hat gezeigt, dass die Wachs-Teams wegen des Fluor-Verbots permanent auf der Suche nach der perfekten Kombination sind. Die Schweizer Langlauf- und Biathlonmannschaften haben im Sommer zusammengearbeitet, um eine passende Lösung für die Ski-Präparierung zu finden. Sie haben qualitativ hochwertige Wachse. Die Bedeutung von guten Skiern hat in dieser Saison zugenommen. Ich glaube, man kann sagen, dass die Schweizer Mannschaft in Sachen Ski-Präparierung mit den anderen Nationen mithalten kann.

Im Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup sehe ich Ingrid Landmark Tandrevold in einer starken Ausgangsposition, um von ihrer Erfahrung, jahrelangem hartem Training und bemerkenswert stabilen Schießleistungen in dieser Saison zu profitieren. Sie ist bei den Frauen meine Favoritin. Bei den Männern werden es (höchstwahrscheinlich) die Bö-Brüder unter sich ausmachen.

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