Es ist kaum zu glauben, dass die acht Monate zwischen dem Ende des letzten Winters und dem Start der neuen Saison schon vorbei sind! Die Eröffnungswoche in Östersund beginnt mit den gemischten Staffeln, bei denen die meisten Athlet*innen den ersten Adrenalinschub testen können, ohne gleich allein dem Wettkampfdruck ausgesetzt zu sein.
Die Single-Mixed-Staffeln haben sich im letzten Winter zu einer prestigeträchtige Disziplin mit vielen unerwarteten Resultaten gemausert. Man denke nur daran, wie Amy Baserga und Niklas Hartweg auf der Pokljuka den ersten Podestplatz in einer gemischten Staffel für die Schweiz holten, und wie Lisa Theresa Hauser und David Komatz bei starkem Wind bei der BMW IBU WM in Oberhof die Nerven bewahrten und damit eine Silbermedaille für Österreich gewannen.
Bei den gemischten Staffeln ist das Bild deutlich klarer: Ich sehe Norwegen, Schweden und Frankreich im Kampf um die Podestplätze.
Die Eröffnungswoche - und das erste Wochenende der Saison - bringen einen ersten Eindruck, wie gut man in Form ist, sind aber noch nicht entscheidend für die Saison. Ein früher Erfolg ist gut für das Selbstbewusstsein, aber das war bei mir selten der Fall, obwohl ich mich in Östersund immer wohlgefühlt habe. Kurz gesagt: Für mich war der Saisonstart oft schwierig.
Was die Favoriten angeht: Die Norweger scheinen bereit für einen neuen Winter voller interner Rangkämpfe. Johannes Thinges Bö hat die Latte in der letzten Saison unvorstellbar hoch gelegt, aber Sturla Holm Lägreid und Vetle Sjaastad Christiansen haben im Sommer hart an sich gearbeitet, um ihn 2023/2024 angreifen zu können. Bei den Frauen ist das Feld deutlich ausgewogener. Elvira und Hanna Öberg rechnen sich sicher gute Chancen aus, aber auch die Gesamtweltcupsiegerin aus der Vorsaison Julia Simon und die topfitte Lisa Vittozzi dürften Ansprüche anmelden. Außenseiter-Chancen sehe ich für Ingrid Landmark Tandrevold.
Östersund ist für gut präparierte Strecken bekannt, was zu Beginn des Winters keine leichte Aufgabe ist. Laut Wettervorhersage wird es kalt, was für meist bedeutet, dass die Bedingungen für alle fair sind, vor allem auf der Strecke.
Wie alle anderen bin auch ich gespannt auf die Auswirkungen des Fluor-Verbots. Ich rechne mit großen Unterschieden zwischen den Mannschaften und mit Leistungsschwankungen. Jede Mannschaft musste bei Null wieder anfangen, aber Nationen mit mehr Ressourcen hatten mehr Gelegenheiten zum Testen. Ski-Tests vor und nach den Rennen sind für die Athlet*innen ein neuer fester Bestandteil der Wettkampf-Routine. Östersund wird ein guter Indikator dafür sein, wie sich das auf einzelne Athlet*innen und Mannschaften auswirkt.