Schweden ist schon immer gut in die Saison gestartet. Nach der ersten Weltcup-Station trägt Elvira Öberg zum ersten Mal in ihrer Karriere das Gelbe Trikot, was für jede Athletin und jeden Athlet etwas ganz Besonderes ist. Nun bleibt abzuwarten, wie sie mit dem Druck der Gesamtweltcup-Führenden umgehen kann. Aus meiner Sicht ist sie erfahren genug, um die Situation anzunehmen, und sie scheint auch in einer ausgezeichneten Verfassung zu sein. Dank ihrer Laufstärke kann sie den einen oder anderen Fehlschuss in der Loipe locker wettmachen. Elvira hat in den letzten Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt und scheint mental sehr stark zu sein. Ihr Vorsprung ist für den Anfang der Saison schon beachtlich und ich kann mir gut vorstellen, dass sie bis zum Ende ein gehöriges Wort um den Titel mitreden wird.
Franziska Preuß ist zu Saisonbeginn wieder in guter Verfassung. Sie gehörte in den letzten zehn Jahren immer zu den Besten, aber musste einige krankheits- oder verletzungsbedingte Rückschläge verkraften. Franzi hatte eine super Sommer-Vorbereitung. Davon durfte ich mich bei einigen gemeinsamen Trainingseinheiten selbst überzeugen. Auf mich hat sie einen sehr gefassten Eindruck gemacht. Ich würde fast behaupten, sie ist noch ein Stückchen von ihrer Top-Form entfernt. Im weiteren Saisonverlauf kann sie auf der soliden Grundlage von Kontiolahti aufbauen. Ich bin überzeugt, dass sie sich ihre Kraft gut einteilen und bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide ihr absolutes Top-Niveau erreichen wird.
Julia Tannheimer hat ihr riesiges Potenzial schon bei ihrem Weltcup-Debüt vergangene Saison in Ruhpolding aufblitzen lassen. In Kontiolahti war sie gleich zweimal bei der Flower Ceremony dabei und dürfte damit ihren Platz im WM-Kader sicher haben. Sie kommt jetzt in eine Phase, in der die Erwartungen schnell steigen können. Besonders auffällig sind ihre herausragende Physis und ihre enorme Ausdauer. Sie ist keine Sprinterin, aber kann über weite Strecken ein bemerkenswert hohes Tempo gehen. Sie steht zwar gut auf den Ski, doch ihre Technik hat noch Luft nach oben. Mit zunehmender Kraft und Stärke wird sie läuferisch noch mehr Punch entwickeln und schneller werden. Sie arbeitet extrem hart, deshalb glaube ich, dass ihr eine wirklich rosige Zukunft bevorstehen kann.
Der Aufstieg von Eric Perrot zeigt, dass selbst die dominanten Norweger nicht unschlagbar sind. Das ist auch eine wichtige Erkenntnis für die deutschen Männer. Der Franzose trägt aktuell das Gelbe Trikot und macht damit deutlich, dass die Führung im Gesamtweltcup keine rein norwegische Angelegenheit werden dürfte. Dazu trägt auch Frankreichs Staffelerfolg über die Skandinavier bei. Andererseits könnte es die Motivation der Norweger anheizen, die ihren akribischen Ansatz weiter intensivieren dürften.
JT Boe freut sich auf Hochfilzen, einen Austragungsort, an dem er in der Vergangenheit viele Erfolge feierte. Mit seinem tiefen Verständnis des Veranstaltungsortes weiß er, wie er seine einzigartigen Herausforderungen bewältigen kann. Während der Kurs nicht der anspruchsvollste ist und der Schießstand relativ einfach erscheint, sorgt die Atmosphäre in Hochfilzen für zusätzliche Komplexität. Der dröhnende offizielle Redner, oft frischer Schnee, der die Strecke bedeckt, und der Schießstand – mit seiner ungewöhnlichen Luftthermik und den Sonnenwinkeln, die ständig wechselnde Lichtreflexionen von den Zielen projizieren – halten die Athleten auf Trab. Daher gilt es, wachsam und fokussiert zu bleiben. Denn schon der kleinste Fehler kann hier einen großen Unterschied ausmachen.