Expertenmeinung: Kaisa Makarainen

Die dreifache Gesamtweltcup-Siegerin Kaisa Mäkäräinen blickt aus Journalistensicht auf die vier Staffelrennen am Eröffnungswochenende der neuen Saison in Kontiolahti. Dabei geht sie auch auf die Vor- und Nachteile für kleinere wie größere Biathlon-Nationen ein. Außerdem erzählt sie, wie sie in ihrer aktiven Karriere den Saisonstart selbst erlebt hat, und wirft ein Schaulicht auf Lisa Vittozzi, die den Saisonauftakt verletzungsbedingt verpassen wird.

Am Eröffnungswochenend stehen in diesem Jahr gleich zwei Staffeltage nacheinander auf dem Programm. Das ist für den Weltcup eher ungewöhnlich. Die größeren Nationen werden natürlich ums Podium kämpfen. Zahlreiche Biathletinnen, Biathleten und Teams sind womöglich noch im Trainingsmodus und könnten das Wochenende vorrangig nutzen, um ihre Fitness und Leistungsfähigkeit zu testen.

Bei Zweifeln an der eigenen Fitness könnten die kürzeren Mixed-Staffeln dem Selbstvertrauen einiger Athletinnen und Athleten einen willkommenen Schub verleihen. Doch am Ende ist das Ganze weitaus komplexer und es gibt keine einfachen Antworten. Die Staffelrennen der Männer und Frauen am Sonntag haben für die größeren Nationen schon eine gewisse Bedeutung. Durch einen starken Auftritt könnten sie mit einem Erfolgserlebnis in die neue Saison starten. Für andere Teams hingegen ist es wohl nur ein weiterer Abschnitt der Vorbereitung.

Mir hat es früher immer gefallen, mit einem Staffelrennen in die Saison zu starten, vor allem mit der Mixed-Staffel. Es hat sich wie ein gutes Warm-up angefühlt. In der Regel habe ich bis zum Beginn der Weltcup-Saison noch trainiert. In den letzten Jahren meiner Karriere gab es für mich in der Zeit vor dem Saisonstart keine leichten Wochen. Das Training war bis zum ersten Rennen immer sehr intensiv. Doch ich habe es genossen, vor den Einzelwettkämpfen ein etwas weniger stressiges Rennen zu haben. Gleichzeitig war mir ein guter Saisonstart aber auch wichtig.

Am meisten war ich in den ersten Rennen gespannt über meine Laufleistung. War meine Skizeit zu Saisonbeginn schlecht, wusste ich, dass ich nicht viel daran ändern konnte. War mein Tempo in der Loipe hingegen gut, hat sich das positiv auf mein Selbstvertrauen ausgewirkt und mich entspannter in die nächsten Rennen gehen lassen. In puncto Schießen konnte ich auch im Saisonverlauf noch Anpassungen vornehmen, wenn ich gut genug trainiert habe. Mir war bewusst, dass das Stresslevel in den ersten Rennen zu mehr Fehlschüssen führen kann. Je weiter fortgeschritten die Saison war, umso stabiler war dann meine Schießleistung.

Ich habe viel Mitgefühl für Lisa Vittozzi. Es muss ein großer Rückschlag für sie sein, die ersten drei Rennen zu verpassen. Sie hatte sicher große Ambitionen und sich gute Chancen ausgerechnet, im Kampf um die Große Kristallkugel wieder ein Wörtchen mitzureden. So geht sie mit einer großen Bürde in die Saison und muss nach ihrem Comeback jedes einzelne Wochenende und jeden Wettkampf voll fokussiert und fest entschlossen angehen. Wahrscheinlich liegt sie bis Dezember, vielleicht sogar Januar, weit hinter den Führenden in der Gesamtwertung zurück.

Für sie wäre es am besten, wenn sie sich erst nach den Weltmeisterschaften mit der Gesamtwertung beschäftigt. Vielmehr sollte sie den Fokus darauf richten, in jedem Wettkampf konstant ihre Leistung abzurufen. Vielleicht kann sie so ein Momentum entwickeln und die Saison zu ihren Gunsten drehen. Dann hätte sie zum Saisonendspurt noch die Chance, in den Kampf um die Gesamtwertung einzugreifen.

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