Oslo: Ein geschichtsträchtiger Ort für die deutsche Mannschaft

Die hoch emotionale Saison 2024/2025 bewegt sich auf das große Finale am Holmenkollen in Oslo zu. Arnd Peiffer erklärt uns zuvor, welche Rolle der Schnee im spannenden Kampf um die Weltcupgesamtwertung zwischen Franziska Preuss und Lou Jeanmonnot spielt und zeigt die Stärken jeder Athletin auf. Er lobt Sturla Holm Laegreids Beständigkeit, erinnert uns aber gleichzeitig daran, dass wir einen Ausnahmeathleten wie JT Boe selbst nach unerwarteten Rückschlägen nicht abschreiben sollten. Und er spricht darüber, warum die Boe-Brüder derart beeindruckende Athleten sind.

Franziska Preuss und Lou Jeanmonnot liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Große Kristallkugel. Beiden gelang ein knapper Sieg in Pokljuka. Die Schneebedingungen spielten eine entscheidende Rolle, denn Nove Mesto und Pokljuka gelten als jene Austragungsorte, an denen die deutsche Mannschaft oftmals nicht die besten Ski hatte. Das könnte auch die Leistungslücke zwischen den beiden erklären. Physisch scheint Lou momentan etwas stärker zu sein, aber Franziskas mentale Widerstandskraft ist unbestreitbar. In Nove Mesto kämpfte sie sich nach drei Fehlern im Liegendschießen zurück in die Top 15 und in Pokljuka zeigte sie im Einzel eine perfekte Leistung am Schießstand.

Oslo gilt in der Biathlongeschichte aufgrund der hier gezeigten starken Laufleistungen als Lieblingsort der Deutschen. Die Strecke könnte ein Vorteil für Franziska sein. Ihre Stärke ist die 2:1-Technik, die in den anstrengenden Abschnitten wie am Gratishaugen und in der Nähe der Kirche von entscheidender Bedeutung sein kann. Was die Schneebedingungen angeht, sind beide Athletinnen in der Lage, mit nassem und kompaktem Schnee umzugehen. Lou ist Expertin für die 1:1-Technik und physisch stärker, während Franzi die Verlässlichere am Schießstand ist und das zu ihrem Vorteil nutzen kann.

Johannes Thingnes Boe ging im Einzel von Pokljuka an den Start, obwohl er krank war und musste den Massenstart ausfallen lassen. Doch Ausnahmeathleten wie er oder Martin Fourcade haben bewiesen, dass sie selbst nach einigen Krankheitstagen schnell wieder zurückkehren und sogar siegen können. Sturla Holm Laegreid hat eine bemerkenswerte Beständigkeit auf hohem Niveau an den Tag gelegt. Er gewinnt nicht jedes Rennen, landet aber fast immer in den Top 3 oder Top 6. Damit beweist er, dass er mehr als fähig ist, sich die Große Kristallkugel zu schnappen. Er hat sein Potential bereits in der Saison 2020/2021 unter Beweis gestellt und würde den Weltcupgesamtsieg wirklich verdienen.

In der kommenden Saison wird der Kampf um die Große Kristallkugel – ohne Johannes als herausragendem Favoriten – wahrscheinlich ein sehr spannender Kampf. Sturla könnte in JTs Fußstapfen treten, doch es gibt noch andere starke Kandidaten, darunter Eric Perrot, Quentin Fillon Maillet, Sebastian Samuelsson, Tommaso Giacomel und die Mitglieder des dominanten norwegischen Teams.

Auch bei den U23-Athleten entfaltet sich am Holmenkollen in Oslo ein wahrer Thriller: Jeanne Richard liegt derzeit nur zehn Punkte vor Oceane Michelon. Eine der beiden Französinnen wird sich wohl den Titel schnappen, wobei Michelons Stärke deutlich heraussticht. Selina Grotian war sichtbar erschöpft am Ende der Woche in Pokljuka, zeigte aber immer noch starke Leistungen. Auch sie hat das Potential, in Oslo wieder ganz vorn zu landen. Da das Hauptaugenmerk auf Franzi Preuss und dem Kampf um die Weltcupgesamtwertung liegt, kann Selina sich in Ruhe auf ihre eigenen Rennen konzentrieren.

In der Woche am Holmenkollen in Oslo feiern wir auch den Abschied der Boe-Brüder vom Biathlon. Sie haben dem Sport seit 2010 ihren Stempel aufgedrückt und hinterlassen ein bemerkenswertes Vermächtnis. Ihre offene und ehrliche Art in Kombination mit ihrem Hunger nach Erfolgen war wirklich inspirierend. Gleichzeitig sind beide liebende Familienväter und schaffen es, ihre Karriere und ihr Privatleben in Einklang zu bringen. Das finde ich wirklich bewundernswert.

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