Müde: „Ich kann nicht mehr“
Wierer fand irgendwo noch Reserven, um sich den Sieg zu sichern, obwohl sie vor dem Rennen sehr müde war. „Es war fantastisch. Ich bin heute aufgewacht und war so müde. Dann dachte ich: Nur fünf Runden und hoffentlich ein gutes Schießen. Ich denke, das habe ich auch geschafft. Und dann lief es auch gut in der Loipe. Aber mein Kopf sagte mir immer: ‚Ich kann nicht mehr‘. Aber mein Trainer mir zurief, dass ich zulegen muss, weil ich heute dazu in der Lage bin. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Erst einmal ausruhen
Vor der Reise nach China ist erst einmal ausruhen angesagt. „Ich habe zwei Tage frei und die brauche ich. Natürlich werde ich mich auf Olympia vorbereiten und Samstag fliegen wir dann nach Peking. Es sind also nicht so viele Tage zu Hause…“
Kristina Reztsova aus Russland schoss zwei Fehler und landete 22,8 Sekunden hinter Wierer auf Platz vier. Fünfte wurde Justine Braisaz-Bouchet mit vier Strafrunden und einem Rückstand von 24,8 Sekunden. Norwegens Tiril Eckhoff ließ zwei Scheiben stehen und wurde mit einem Abstand von 28 Sekunden Sechste.
Die dreißig Damen, die sich für den letzten Massenstart vor Peking an der Startlinie einfanden, mussten endlich einmal nicht gegen den Wind ankämpfen, der sie in den Tagen zuvor geplagt hatte. Stattdessen schien an diesem Nachmittag die Sonne. Julia Simon kam als Führende zum ersten Liegendschießen. Hanna Sola schoss sauber und war eine halbe Sekunde schneller als die Französin. Sie ging als Erste zurück auf die Strecke. Eckhoff folgte auf Platz drei. Weitere zehn Damen schossen tadellos und lagen innerhalb von 15 Sekunden.
Simon übernahm vor dem zweiten Liegendschießen erneut die Führung und legte sich auf Bahn eins. Dieses Mal schoss sie schnell und sauber und verteidigte Rang eins. Auf ihren Fersen war die ebenfalls fehlerfrei gebliebene Eckhoff. Alimbekava und Ingrid Landmark Tandrevold folgten 2,9 bzw. 7,6 Sekunden dahinter. 15 Sekunden dahinter lag eine Gruppe von fünf Athletinnen: Chevalier-Bouchet, Anais Bescond, Justine Braisaz-Bouchet, Clare Egan und Vanessa Voigt.
Die zwei Norwegerinnen übernahmen die Führungsarbeit und gaben in der nächsten Runde die Geschwindigkeit vor. Die vier Französinnen folgten kurz dahinter. Simon schoss schnell und musste in die Strafrunde, während Chevalier-Bouchet, Eckhoff und Wierer nach zwei Liegendfehlern alle Scheiben abräumten. Sie lagen 1,2 und 14,9 Sekunden zurück. Simon und Braisaz-Bouchet folgten weitere 4 Sekunden dahinter. Tandrevolds zwei Strafrunden ließen sie 46 Sekunden zurückfallen.
Chevalier-Bouchet und Eckhoff lagen während des Großteils der Runde nur einen Meter auseinander. Dann kamen sie zum entscheidenden Liegendschießen. Die Norwegerin ging auf Rang eins. Sie verfehlte zwei Scheiben und fiel aus dem Rennen um den Sieg heraus. Chevalier-Bouchet blieb fehlerfrei. Wierer tat es ihr nach und zeigte ihre typische Schnellfeuereinlage. Sie lagen 4,7 Sekunden auseinander. Alimbekava blieb ebenfalls fehlerfrei und sicherte sich Rang drei.
Wierer trat sofort aufs Gas und ging in Führung, während Alimbekava an Chevalier-Bouchet vorbeizog. Die Italienerin baute ihren Vorsprung immer weiter aus. Sie gab alles in der Loipe und führte 300 Meter vom Ziel entfernt mit 4,6 Sekunden vor der Weißrussin. So schaffte sie ihren ersten Saisonsieg. Obwohl die auf den letzten 20 Metern völlig erschöpft war, konnte sie am Ende einen Heimsieg feiern. Alimbekava wurde Zweite, Chevalier-Bouchet Dritte.
Alimbekava freute sich über Startnummer eins. „Mein Plan war es, das Rennen zu genießen, denn ich trug die Startnummer eins, da Marte und Elvira nicht da waren. Das hat mir geholfen, ein gutes Rennen abzuliefern. Die Schlussrunde war gar nicht so schwer. Ich habe die Lücke allerdings zu spät geschlossen. Ich bin etwas traurig, dass es nur Platz zwei geworden ist, denn ich hatte noch genug Kraft.“
Nachdem sie andere Antholz-Rennen ausgelassen hatte, schätzte Chevalier-Bouchet diesen Tag als gelungen ein. „Es war ein gutes Rennen. Ich bin den Rest der Woche nicht gelaufen, weil ich vor Olympia noch trainieren wollte. Es war heute läuferisch schwierig, aber ich habe fast fehlerfrei geschossen. Ich habe nur eine Scheibe verfehlt. Das ist okay. Ich bin sehr zufrieden damit.“
Fotos: IBU/Thibaut