Jeffries: „So viel Druck“
Jeffries ging gut mit dem Druck als Schlussläufer um und konzentrierte sich ganz auf das letzte Stehendschießen. „Es war intensiv und hart. Wenn man auf dem höchsten Wettkampfniveau seiner Altersgruppe gegen die besten Athleten antritt, liegt sehr viel Druck auf einem. Das Team hat unglaublich tolle Arbeit geleistet und ich habe geschafft, alles zusammenzufügen. Das freut mich. Es war ein schönes Rennen… Man hört natürlich, wenn jemand daneben schießt, aber ich bin kein Schnellschütze. Ich habe eine Scheibe nach der anderen abgearbeitet.“
Rat von Simon Fourcade
Vor dem Wettkampf gab der französische Juniorentrainer und dreimalige IBU Juniorenweltmeister Simon Fourcade seinem Team einen Rat. „Er sagte uns: ‚Macht, was ihr könnt, konzentriert euch auf euch. Denkt nicht an die anderen und dann wird alles gut gehen. Wir haben es schon einmal geschafft und können es auch wieder schaffen‘.“
Auchentallers Stehendschießen: „Du schaffst das“
Auchentallers Stehendschießen war weniger nervenaufreibend als ihr Liegendanschlag. Doch auf der Schlussrunde überkam sie die Angst. „Um ehrlich zu sein, war ich nicht so nervös wie beim Liegendschießen. Ich wusste, ich musste fehlerfrei bleiben, um mit der Deutschen mitzuhalten. Sie ist eine tolle Schützin. Ich kam zum Stehendschießen und sagte mir: ‚Du schaffst das. Mach einfach das, was du den gesamten Sommer und Winter über getan hast und alles wird gut.‘“ Über ihre Schlussrunde mit einem Vorsprung von acht Sekunden sagte sie: „Ich bekam Angst, weil ich wusste, dass Lisa eine starke Läuferin ist und ihr Team tolle Skier hatte. Wir aber auch. Ich wusste, sie lag nur wenige Sekunden hinter mir. Ich habe mein Bestes gegeben und es hat gereicht.”
Zu ihrem Vater, den Damentrainer des US-amerikanischen Weltcupteams, Armin Auchentaller, sagte sie: „Ich denke, er war nervöser als ich. Bestimmt. Wahrscheinlich macht er jetzt ein bisschen Party!“
Hinter den Franzosen ging Silber an Italien mit sechs Nachladern und einem Rückstand von 13,5 Sekunden. Norwegen holte mit einer Strafrunde und neun Nachladern 21,4 Sekunden hinter den Siegern Bronze.
Auf Rang vier kamen die Tschechen mit zwölf Nachladern und einem Rückstand von 1:08,6. Slowenien erkämpfte mit einer Strafrunde und elf Nachladern 1:58,5 hinter Frankreiche Rang fünf. Platz sechs ging an Kanada mit einer Strafrunde, zwölf
Der Schlusstag der IBU Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft 2022 auf dem Olympiagelände von 2002 in Soldier Hollow war so spektakulär wie die meisten vorangegangenen Tage der vergangenen Woche in Utah. Der Nachtfrost machte die Strecken schnell, doch als sich die Juniorenherrenstaffel an den Start begaben, um 11 Uhr lokaler Zeit zu starten, waren die Temperaturen auf +8°C geklettert. Der Himmel war strahlend blau und die Windfahnen hingen flach herunter. Trotz der perfekten schaffte nur der US-Amerikaner Bonacci 5/5 beim ersten Liegendschießen. Trotz eines Nachladers setzte sich der Italiener Leonisio an die Spitze. Hinter ihm folgten innerhalb von 16 Sekunden Tschechien und neun weitere Teams. Als sie zum Stehendschießen kamen, bildeten acht Mannschaften eine dichte Gruppe. Overby ging nach einem zweiten Nachlader als Erster auf die nächste Runde, gefolgt von Kanada, Italien und den USA innerhalb von 10 Sekunden.
Overby baute Norwegens Vorsprung bis zum Wechsel auf 14 Sekunden aus und übergab dann an Uldal. Zingerle ging für Italien ins Rennen. Frankreich lag einen Schritt dahinter. Uldal blieb liegend fehlerfrei, während der Franzose und der Italiener einmal nachladen mussten und mit einem Rückstand von 20 Sekunden die Ränge zwei und drei einnahmen. Der 20-Sekunden-Vorsprung des Norwegers löste sich in Luft auf, als er stehend dreimal nachladen musste. Schweden und Tschechien setzten sich an die Spitze. Das Trio lag innerhalb von einer Sekunde. Frankreich und Italien folgten 7 bzw. 11 Sekunden dahinter.
Der Tscheche Tomas Mikyska zog davon und übergab mit einem Vorsprung von 13,1 Sekunden vor dem Norweger Saeter an Ludek Abraham. Frankreich folgte 19 Sekunden dahinter. Saeter, Abraham und der Franzose Paul Fontaine kamen zusammen zum Liegendschießen. Saeter räumte alle Scheiben ab, Fontaine musste einmal nachladen und folgte 12 Sekunden hinter dem Norweger. Der Italiener Michele Molinari brauchte einen Nachlader und lag auf Rang drei. Norwegen verteidigte den Vorsprung vor Frankreich bis zum Stehendschießen. Saeter konzentrierte sich nur auf sich und traf alle Scheiben, bevor Fontaine einen Schuss abgegeben hatte. Zwei Nachlader ließen den Franzosen 29 Sekunden zurückfallen. Molinari blieb fehlerfrei und lag 44 Sekunden zurück.
Saeter brach auf den letzten 2,5 km ein und übergab nur 11 Sekunden vor Frankreich an seinen Schlussläufer Nevland. Für die Franzosen ging Jacques Jeffries ins Rennen. Der Italiener Elia Zeni folgte 44 Sekunden hinter den Norwegern. Die beiden Top-Teams kamen im selben Abstand vom Wechsel zum Liegendschießen. Der Goldmedaillengewinner in Sprint und Verfolgung, Nevland, verfehlte die erste Scheibe, während Jeffries fehlerfrei blieb. Das Duo räumte die letzte Scheibe zeitgleich ab und lag 32 Sekunden vor dem perfekt schießenden Zeni. Keiner der beiden schenkte dem anderen auch nur einen Zentimeter. Hin zum entscheidenden Stehendschießen kam es zu mehreren Führungswechseln. Die Führenden verfehlten beide mehrere scheiben. Jeffries traf mit zwei Nachladern, während Nevland in die Strafrunde musste. Zeni musste nur einmal nachladen und verließ das Stadion zusammen mit dem Norweger, 20,8 Sekunden hinter Jeffries.
Jeffries konnte seine Führung problemlos verteidigen und sicherte seiner Mannschaft Gold. Der Norweger und der Italiener lieferten sich auf der Schlussrunde ein Duell. Ihre Teamkollegen feuerten sie an, bis Zeni auf dem letzten großen Anstieg davonzog. Als er die Ziellinie überquerte, wirbelte er vor Freude die Skistöcke durch die Luft. Silber ging an Italien; Norwegen musste sich mit Bronze begnügen.
Hinter Italien sicherte sich Deutschland mit einer Strafrunde und acht Nachladern die Silbermedaille, 24,8 Sekunden hinter den Siegern. Bronze ging an Frankreich mit einer Strafrunde, zehn Nachladern und einem Rückstand von 2:51,4.
Norwegen kam mit acht Nachladern 3:34,2 hinter Italien auf Platz vier. Rang fünf ging an Österreich mit einer Strafrunde, 12 Nachladern und einem Rückstand von 4:03,6. Schweden landete mit 12 Nachladern 6:04,7 hinter Italien auf Platz sechs.
Die Sonne trieb das Thermometer auf +11°C beim letzten Rennen der WM, der Juniorenstaffel der Damen. Er fühlte sich an, als wäre der Winter in Soldier Hollow während der vergangenen acht Tage in den Frühling übergegangen. Auch die Strecken wurden nun weicher und langsamer. Sechs Mannschaften, angeführt von der Italienerin Passler und der Schweizerin Lea Meier flogen zum Liegendanschlag und lagen innerhalb von sechs Sekunden. Passler musste einmal nachladen, schoss stehend sehr schnell und führte das Feld erneut an. Meier überholte sie auf den letzten 2 km. Die Italienerin und zwei weitere Athletinnen zogen mit und setzten sich von den anderen neun Teams ab.
Beim ersten Wechsel übergab Meier als Erste an Zingerle. Italien folgte sechs Sekunden dahinter, Deutschland 49 Sekunden. Zingerle brauchte zwei Nachlader im Liegendschießen und baute ihren Vorsprung vor der Schweiz auf 21 Sekunden aus. Mareike Braun für Deutschland lag 28 Sekunden zurück. Hin zum Stehendschießen wuchs der Vorsprung der Italienerin noch weiter an. Braun schob sich auf Platz zwei vor, lag aber 30 Sekunden zurück. Norwegen war auf Rang drei. Zingerle schoss schnell und sauber und war weg, bevor die Deutsche auf der Matte stand. Italiens Vorsprung betrug nun 43 Sekunden. Norwegen und Österreichen folgten zusammen mit einem Abstand von 1:35.
Trabucchi ging 37 Sekunden vor Luise Müller aus Deutschland auf ihre Runde. Lara Wagner aus Österreich folgte 1:18 dahinter. Norwegen lag weitere 11 Sekunden zurück. Die Italienerin musste liegend einmal nachladen, während Müller 5/5 schaffte und sich auf 23 Sekunden heranschob. Wagner zog nach und verteidigte Rang drei. Müller holte bis zum Stehendschießen noch weiter auf, doch Trabucchi traf 5/5 während Müller einmal nachladen musste und 22 Sekunden zurück fiel. Wagner brauchte zwei Nachlader.
Beim letzten Wechsel ging die Goldmedaillengewinnerin im Einzel, Lisa Maria Spark, 4,2 Sekunden vor der Silbermedaillengewinnerin in der Verfolgung, Auchentaller, ins Rennen. Trabucchi pumpte völlig ausgelaugt in der Wechselzone, während sich die beiden Schlussläuferinnen ein Duell um Gold lieferten. Die Italienerin ging vor dem Liegendschießen wieder in Führung. Spark blieb fehlerfrei, während Auchentaller zweimal nachladen musste und 12 Sekunden auf die Deutsche einbüßte. Die Deutsche verteidigte ihre Führung bis zum Stehendschießen, verfehlte aber zwei Scheiben, während Auchentaller perfekt schoss. Die beiden Athletinnen lagen acht Sekunden auseinander. Frankreich und Österreich kämpften um Bronze. Richard brauchte drei Nachlader und setzte sich auf Rang drei.
Auchentaller gab Vollgas auf der Schlussrunde. Ihre Trainer und Teamkameraden feuerten sie auf jedem Meter an. 900 Meter vor dem Ziel hatte sie ihren Vorsprung auf 25 Sekunden ausgebaut und besiegelt so den Sieg für Italien. Sie überquerte die Ziellinie mit erhobenen Armen und wurde von ihren feiernden Teamkolleginnen empfangen. Deutschland holte Silber. Die französische Schlussläuferin Jeanne Richard sicherte eine Minute hinter Italien Bronze für ihr Team.
Die Wettkämpfe gingen mit der Verleihung der Kristallkugeln für den Sieg in der IBU Junior Cup Staffel- und Nationenwertung zuende. Deutschland sicherte sich alle Kristalltrophäen der beiden Wertungen im Damen- und Herrenbereich. Fotos: IBU/Bjorn Reichert