Strelows Erfolg basiert auf Talent, harter Arbeit, Grundlagentraining und der Tatsache, dass er jeden Wettkampf selbstbewusst auf dieselbe Art und Weise angeht. In der letzten Saison erreichte Strelow seinen ersten Podestplatz in einem Weltcuprennen, lieferte mehrere solide Wettkämpfe ab und schaffte am Ende mit Rang 14 in der Weltcupgesamtwertung eine neue Bestleistung.
Was war der Schlüssel zu Ihrem Erfolg am Schießstand in den letzten drei Saisons?
Ich teile mein Schießen in liegend und stehend ein. Seit meiner ersten Weltcupsaison bin ich gut im Liegendschießen, denn ich habe eine stabile Position, in der ich die Ziele schnell treffen kann. Meine Trefferquote ist konstant hoch und ich freue mich, dass ich die perfekte Lösung gefunden habe.
Das Stehendschießen ist eine Frage der Konzentration. In meiner ersten Weltcupsaison war ich zu nervös, habe viele dumme Fehler begangen und nur 80% der Scheiben getroffen. In der vergangenen Saison habe ich mich wohler gefühlt. Mein Privatleben war ausgeglichen und ich konnte mich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Ich bin stark in die Saison gestartet. Mein Hauptziel war es, meinen Fokus und das hohe Niveau zu halten. Und das ist mir gelungen.
Inwieweit hängt erfolgreiches Schießen von Talent oder harter Arbeit ab?
Talent verschafft dir einen Vorteil. Aber man muss trotzdem arbeiten, um das Beste daraus zu machen. Man muss konzentriert und diszipliniert bleiben, wenn man mit der Waffe arbeitet. Dasselbe gilt fürs Laufen: Auch wenn man Talent hat, muss man hart trainieren.
Kommt es Ihnen beim Schießtraining in den Sommermonaten auf die Quantität oder die Qualität an?
Zu Beginn der Vorsaison steht die Quantität der Schießeinheiten im Vordergrund, aber ich bevorzuge Qualität. 50 gute Schüsse sind besser als 100 mittelmäßige. Das Schießen ohne eine hohe Pulsfrequenz ist eine Herausforderung und mir passieren viele Fehler. So etwas machen wir in den Wettkämpfen nicht. Ich brauche eine hohe Herzfrequenz und einen gewissen Grad an Erschöpfung/Müdigkeit, damit ich mich darauf konzentrieren kann, alle Abläufe präzise auszuführen.
Würden Sie Ihren Sieg in der Single-Mixed-Staffel in Antholz-Anterselva mit Vanessa Voigt als Karrierehöhepunkt beschreiben?
Antholz ist wie ein Heimweltcup, weil die Zuschauer hauptsächlich aus Deutschland kommen. Das Wetter war perfekt und der Wettkampf hat Spaß gemacht. In der Single-Mixed-Staffel kommt es auf Schnelligkeit und Präzision an. Wenn man den Gegnern einmal eine Chance lässt, wird es schwierig, wieder aufzuholen. Es ist wichtig, Fehler früh im Rennen zu vermeiden. Wir sind stark ins Rennen gestartet. Vanessa war super cool und hat den Vorsprung auf ihrer zweiten Runde noch ausgebaut. In der letzten Runde musste ich mir Vetle (Sjaastad Christiansen) vom Leib halten. Ich wusste, dass ich liegend keine Probleme haben würde. Das Stehendschießen war entscheidend. Nach einem Fehler war ich frustriert. In der Schlussrunde bin ich um mein Leben gelaufen – und um den Sieg – und habe gehofft, dass nichts mehr schief geht. Als ich die Ziellinie überquert, war ich unglaublich erleichtert und glücklich. Das war bisher mein schönster Biathlonmoment.
Wie gehen Sie mit einem schlechten Tag am Schießstand um?
Man darf sich nicht immer nur über die besten Leistungen freuen, sondern muss auch mit guten Rennen und Ergebnissen zufrieden sein. Nach einem schlechten Tag muss man sich wieder aufraffen, sich anschauen, was los war und die Fehler analysieren. Zwei Stunden reichen aus, um ein schlechtes Ergebnis emotional zu verarbeiten, danach ins Bett zu gehen und sich auf den nächsten Tag zu konzentrieren.
Ist ein Weltcupsieg Ihr Hauptziel?
Ich hoffe, das irgendwann von meiner Liste zu streichen. Aber immer, wenn man so einen Sieg wie den mit Vanessa oder einen Staffelerfolg erlebt, ist das wunderbar, denn man kann ihn mit seinen Teamkollegen teilen. Wir sind alle befreundet und sich den Sieg zu teilen, ist das Beste überhaupt. Ein Einzelsieg ist ein großes Ziel von mir, aber wir werden sehen, wann ich es erreiche.
Foto: IBU/Christian Manzoni, Vianney Thibaut, Jerry Kokesh