Der schwedische Schlussläufer Fredrik Lindström konnte heute in einem Schießduell beim letzten Stehendschießen den Norweger Emil Hegle Svendsen besiegen und Schweden in einer Zeit von 1:15:16,5 die erste olympische Goldmedaille in einer Staffel sichern. Das schwedische Team aus Lindström, Peppe Femling, Jesper Nelin und Sebastian Samuelsson kam ohne Strafrunden durch und lag im Ziel 55,5 Sekunden vor Silbermedaillengewinner Norwegen mit einer Strafrunde und zwölf Nachladern. Deutschland holte mit drei Strafrunden, zehn Nachladern und 2:07,1 Rückstand Bronze.
Dritte olympische Staffel-Medaille, erstes GoldEs war die erste Goldmedaille für eine schwedische Staffel; sie hatten bislang nur in den Großkaliberzeiten 1976 in Innsbruck und mit Kleinkaliber 1992 in Albertville Bronze gewinnen können. Lindström, der bei seinem dritten Olympiaauftritt Gold gewann, war fast sprachlos. „In dem Moment, als ich über die Ziellinie ging, wurde ein Traum wahr. Meine dritten Winterspiele, und jetzt stehe ich mit diesen Jungs hier oben, das ist fantastisch... Anders kann ich es nicht beschreiben!“
Nelin gab zu, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft ihnen zu Gold verholfen hatte. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist einfach klasse. Unser Trainer Wolfgang Pichler hat gestern zu uns gesagt, ‚Die Mannschaft mit dem besten Teamgeist wird morgen gewinnen‘. Jetzt stehen wir ganz oben.“
Österreich konnte sich mit zwei Strafrunden, elf Nachladern und 2:52,5 Rückstand Platz vier sichern. Frankreich wurde mit drei Strafrunden, zwölf Nachladern und 3:25,6 Rückstand Fünfter. Für die USA war der sechste Platz mit zwei Strafrunden, vierzehn Nachladern und 3:50,2 Rückstand eine olympische Bestleistung.
Lesser führt auf erster Runde; viele Strafrunden und Nachlader im Feld
Im Vergleich zu den Bedingungen bei den Damen gestern hatten die Herren es heute ohne Schneefall, dafür mit leichtem Nebel und bei recht milden minus 3° C zum Start deutlich besser. Vor allem der Wind hatte deutlich nachgelassen, sorgte aber immer noch für reichlich Verwirbelungen, sodass alle Mannschaften außer Schweden in die Strafrunde mussten. Die Herren brauchten 203 Nachlader, noch mehr als die Damen gestern.
Auf der ersten Runde demonstrierte Erik Lesser sein wie üblich rasend schnelles Schießen und brauchte nur im Stehen einen Nachlader. Er ging in Führung. Ihm folgten Norwegen mit zwei Nachladern und der Slowake Matej Kazar mit zehn Treffern. Frankreich verhagelte es alle Medaillenchancen, als Simon Desthieux mit zwei Strafrunden nach dem Stehendschießen zurückfiel. Sie konnten nicht mehr aufholen und fielen im Lauf des Wettkampfs weiter zurück.
Fehler für Deutschland: Tschechien übernimmt die Führung
Beim Wechsel von Lesser auf Doll hatte Deutschland 18,4 Sekunden Vorsprung auf eine dichte Verfolgergruppe aus der Slowakei, der Ukraine, Norwegen, Schweden und Weißrussland. Im Liegendanschlag schaffte der Deutsche die 0-5 und war wieder aus dem Schießstand, bevor Tarjei auf Rang zwei seinen ersten Schuss abgegeben hatte. Bis auf Sergei Semenov und den Österreicher Simon Eder mit 35 Sekunden Rückstand brauchten alle anderen mindestens einen Nachlader. Als das Feld zum Stehendschießen kam, hatte der Wind aufgefrischt. Doll setzte das Schießen mit zwei Strafrunden komplett in den Sand, während Michal Slesingr fünfmal traf und vor Eder mit nun 10 Treffern und 6,8 Sekunden Rückstand wieder auf die Strecke ging. Schweden lag nun auf Rang drei. Tarjei und Doll hatten beim zweiten Wechsel 32 und 35 Sekunden Rückstand auf den Führenden.
Johannes und Samuelsson
Der tschechische Routinier Jaroslav Soukup ging mit 16 Sekunden Vorsprung vor dem Schweden Samuelsson und dem Österreicher Julian Eberhard aus dem Stadion, die Schulter an Schulter liefen. Der Deutsche Arnd Peiffer und Norwegen mit Johannes lagen weiter 31 und 37,2 Sekunden zurück. Johannes ging sofort auf die Jagd und holte bis zur ersten Zwischenzeit 25 Sekunden auf, sodass er bis zum Liegendschießen mit Schweden und Österreich gleichauf lag. Soukup brauchte einen Nachlader, sodass Johannes mit fünf Treffern nur wenige Sekunden hinter ihm auf die Strecke ging. Eberhard, Samuelsson und Peiffer lagen weitere sieben Sekunden zurück und über 30 Sekunden vor dem restlichen Feld. Mit kraftvollen Schritten übernahm Johannes auf der nächsten Runde die Führung. Auch bei diesem Stehendschießen tänzelten die Fähnchen wieder wild, doch traf Johannes mit sechs Patronen, während Samuelsson ganz ohne Nachlader kurz nach ihm loszog. Peiffer rückte mit schnellem und sauberem Schießen vor auf Rang drei mit 12,1 Sekunden Rückstand. Bei vielen Nachladern und Strafrunden fiel der Rest des Feldes über 1:12 zurück.
Lindström gewinnt Schießduell und besiegelt GoldJohannes und Samuelsson gingen parallel auf die letzte Runde und schenkten sich keinen Meter. Johannes übergab an Svendsen knapp vor dem schwedischen Schlussläufer Fredrik Lindström. Peiffer übergab mit 13,7 Sekunden Rückstand an Schempp. Es war klar, dass diese drei Teams die Medaillenplätze unter sich ausmachen würden, sollte nicht jemand völlig versagen. Lindström schoss schneller und traf, doch Svendsen hielt dagegen, sodass nun das schwedische Team knapp vorn lag. Schempp brauchte alle drei Nachlader für sein Schießen und fiel auf 1:02 zurück; Landertinger für Österreich hatte schon 1:41 Rückstand. Die zwei Führenden duellierten sich auf den nächsten 2,5 km, und Lindström gab das Tempo vor.
Sie schossen parallel bei starkem Wind, verfehlten beide beim ersten Schuss, doch Lindström setzte die nächsten fünf Schuss ins Schwarze und zog davon zu Gold. Svendsen musste in die Strafrunde, ging aber auf dem Silberrang zurück auf die Strecke. Auch Schempp verbrachte eine Ewigkeit am Schießstand und schoss dann trotzdem noch eine Strafrunde, aber für Bronze reichte es noch. Landertinger brauchte zu viel Zeit und drei Nachlader, sodass er die Chance nicht nutzen konnte und auf Platz vier ins Ziel kam.
Lindström „Glückspilz“
Lindström sagte zu seinem Duell mit Svendsen: „Das war ein guter Zweikampf. Wir haben uns vor unserem Start Glück gewünscht. Es war ein gutes Duell, weil wir bis zum letzten Stehendschießen gleichauf lagen, aber heute war ich wohl der Glückspilz. Ich bin so stolz, dass ich die Situation gemeistert und für Schweden Gold geholt habe.“
Die Podestplätze waren vergeben. Der 28-jährige Lindström lief eine entspannte letzte Runde, schnappte sich eine kleine schwedische Fahnde und lief mit Siegerfaust und strahlendem Lächeln über die Ziellinie. Im Ziel vielen ihm seine Mannschaftskameraden um den Hals.
Silber für Norwegen: Svendsens achte olympische MedailleFür Norwegen war diese Silbermedaille die erste für die Herrenstaffel seit dem Sieg bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver. Ich finde das fantastisch. Für Schlussläufer Svendsen war die Medaille noch wichtiger, der mit der achten Medaille (darunter vier Goldmedaillen) nun der Biathlet mit den drittmeisten Medaillen bei Olympischen Winterspielen ist. „Das ist toll zu wissen, dass ich jetzt der Dritte auf der ewigen Liste der Medaillengewinner bin... was soll ich noch dazu sagen? Danke!“
Siebte Staffelmedaille; harte Woche für Peiffer
Für die deutschen Herren war die Bronzemedaille die siebte olympische Staffelmedaille, womit sie mehr haben als andere Nationen bei den Olympischen Winterspielen. Arnd Peiffer, der dritte Starter, gab zu, dass es für ihn eine harte Woche gewesen war, war aber mit seinem Beitrag zur Medaille heute zufrieden. „Nach der gemischten Staffel war es nicht einfach. Da habe ich keinen guten Job gemacht, weil ich die besten Chancen auf eine Medaille hatte und dann das Stehendschießen in den Sand gesetzt habe. Meine Mannschaft war enttäuscht und ich auch, aber das passiert im Biathlon manchmal und dann muss man weitermachen, und ich bin sehr froh, dass ich heute mit zwei fehlerfreien Schießen besser durchgekommen bin und Deutschland zu einer weiteren Medaille verhelfen konnte.“