Für Tereza Jandovà beginnt jeder Tag mit der Überprüfung ihres Blutzuckerspiegels. Sobald sie aufwacht, muss sie sich testen. Erst danach darf sie frühstücken. Die Prozedur wiederholt sich über den Tag. Vor jeder Mahlzeit und auch während des Trainings wird der Blutzuckerspiegel gemessen, da ihre Werte sehr stark schwanken.
Tereza Jandovà leidet an Typ-1-Diabetes mellitus, einer angeborenen Autoimmunerkrankung. Die Patienten haben einen Mangel an dem Hormon Insulin und müssen daher regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren und sich selbst Insulin spritzen. Etwa 425 Millionen Menschen weltweit leiden an Diabetes, doch Typ 2 ist viel weiter verbreitet mit über 90 Prozent. Bei Typ-1-Diabetes produziert der Körper überhaupt kein Insulin. Daher muss es injiziert werden. Dies kommt vor allem bei Kindern und Jugendlichen vor. Bei Typ-2-Diabetes wird zu wenig Insulin produziert oder die Wirkung des Insulins auf die Zellen ist beeinträchtigt. Dies ist häufiger bei Erwachsenen der Fall.
Im August 2022 bemerkte Tereza Jandovà, dass sich in ihrem Körper etwas verändert hatte. „Ich trank mehr als acht Liter Wasser pro Tag, weil ich so durstig war. Und ich hatte Sehprobleme“, erklärt die 22-Jährige. Der Arzt diagnostizierte dann ziemlich rasch Diabetes. „Das war sehr hart für mich. Ich hatte Angst, dass ich nicht mehr das machen durfte, was ich liebte.“
Zum Glück bewahrheitete sich diese Angst nicht. Die ersten Wochen waren sehr schwierig, denn Jandovà musste sich einen neuen Tagesablauf angewöhnen. Nun lebt sie seit über einem Jahr mit ihrer Krankheit und kommt gut damit zurecht. Diabetes macht ihr am meisten beim Essen zu schaffen. Vor jeder Mahlzeit muss sie berechnen, wie viel Insulin sie sich injizieren muss. Vor allem Restaurantbesuche sind problematisch, da sie nicht weiß, welche Zutaten verarbeitet wurden. Im Trainingslager hat die tschechische Mannschaft oft einen eigenen Koch dabei. So muss sich Jandovà keine Sorgen um ihr Essen machen.
„Ich liebe es, zu kochen und habe mich ganz gut mit meiner Krankheit arrangiert. Leider kann ich keine Pizza und Süßigkeiten mehr essen, weil mein Körper darauf empfindlich reagiert.“ Sie hat keine Angst, sich selbst Insulin in ihren Arm zu spritzen. „Ich habe einige Tattoos und Piercings. Eine Nadel zu benutzen, war also kein Problem für mich.“ Ihr kamen auch niemals Zweifel an ihrem Leben als Athletin. Die Liebe für den Sport ist stärker als jede Krankheit. Doch die Unterbrechungen in ihren Trainingseinheiten, wenn ihr Blutzuckerspiegel während des Sports stark schwankt, stören sie. „Davon habe ich die Nase voll. Aber zum Glück unterstützen mich meine Trainer und Mannschaftskameraden, sodass ich meine Trainingseinheiten gut bewältigen kann.“
Tereza möchte Betroffenen zeigen, dass Wettkampfsport mit Diabetes möglich ist. Sie teilt ihren Alltag zwischen Training, Injektionen und Freizeit in den sozialen Medien. Sie schreibt darüber, wie sich ihr Körper verändert hat, welche Zweifel ihr manchmal kommen und was sie alles auf Reisen benötigt, um genug Insulin parat zu haben. „Es ist mir wichtig zu zeigen, dass es auch schlechte Tage gibt. Und das es absolut okay ist, wenn einem manchmal alles über den Kopf wächst.“
Gleichzeitig möchte sie die Menschen über Diabetes aufklären und Vorurteile bekämpfen. Für die kommende Saison hofft sie, alle Wettkämpfe im Programm bestreiten zu können. Die vergangene Saison war geprägt von Licht und Schatten. Sie wechselte zwischen dem IBU Cup und dem IBU Junior Cup hin und her. Dann musste sie die Saison aufgrund einer Fußverletzung frühzeitig beenden. „Ich messe den Erfolg meiner Saison nicht an Ergebnissen. Ich möchte einfach die ganze Saison über Wettkämpfe bestreiten. Aber ich muss von Rennen zu Rennen entscheiden. Meine Diabetes kann mich täglich überraschen, aber ich werde kämpfen.“