Ein Tag im Trainingslager mit den Italienerinnen

Die dünne Luft und die Höhe dominierten die Trainingslager im Frühsommer. Das italienische Frauenteam, bestehend aus der Weltcup-Gesamtsiegerin Lisa Vittozzi, Samuela Comola, Michela Carrara, Beatrice Trabucchi und Hanna Auchentaller, absolvierte kürzlich ein Trainingslager in Livigno.

Livigno

Livigno steht ganz oben auf der Liste der hochgelegenen Biathlon-Trainingsorte: Der Urlaubsort liegt auf 1808 Metern, die Livigno Biathlon Arena auf 1920 Metern. Die Sonne lugte gerade über die Berge oberhalb des Schießstandes, als die fünf Frauen und Lukas Hofer um 8:30 Uhr an einem 7°C warmen Morgen Anfang Juli eintrafen. Der Gruppe stand eine herausfordernde 3-Stunden-Session der anderen Art bevor: Die Trainer brachten drei nagelneue Ercolina-Doppelzuggeräte an der Seite des Gebäudes an, ein zentrales Element des Tagesprogramms, und bereiteten den Schießstand vor.

Übungen mit Pfiff

Im Biathlon macht jedes Team jeden Tag ähnliche Dinge, um sich auf das Training vorzubereiten, aber jedes Team hat dabei seine eigene persönliche Note. Das Einschießen ist Standard, auch an diesem Tag, die Übungen hingegen nicht. Anstelle der üblichen Ein-Schuss-Übungen ließ Trainer Jonne Kähkönen seine Schützlinge Übungen mit vollen Magazinen machen: 80-100 Meter Rollerski fahren, fünf Schüsse abgeben und wiederholen, bis alle Magazine leer waren. Der Fokus lag dabei auf dem Prozess und natürlich auf der Treffsicherheit.

Zwei Gruppen; zwei verschiedene Einheiten

Gewehre auf dem windigen Schießstand eingestellt, Übungen gemacht, und los ging es. Zwei Dreiergruppen absolvierten unterschiedliche Einheiten und wechselten dann. Die erste Gruppe fuhr eine lange Runde auf Rollerski ohne Stöcke; schnappte sich dann die Stöcke, fuhr die gleiche Runde nochmal; ging auf den Schießstand, schnappte sich das Gewehr, schoss liegend, lief eine Runde auf dem Schießstand, schoss stehend und wiederholte dies dreimal. Die zweite Gruppe fuhr drei Minuten Rollerski, schnappte sich die Gewehre, schoss liegend und stehend und lief dann eine Runde. Dann begann der Spaß: vier Minuten Doppelzug, was sich zwar einfach anhört, bei diesem hohen Tempo jedoch sehr anstrengend ist. Anhalten, zum Schießstand gehen, fünf Mal liegend und fünf Mal stehend schießen, etwas trinken, die Rollerski anziehen und das Ganze noch zwei Mal wiederholen.

Im Laufe von drei Stunden absolvierte jeder Athlet sechs dieser Blöcke. Nach der dritten Runde an der Doppelzugmaschine setzte die Ermüdung ein, das Tempo sank und die folgenden Schüsse waren nicht mehr so zackig wie zuvor. Kähkönen, der fast jede Runde analysierte, tröstete einen Athleten, der nach drei Fehlern im Stehen verzweifelt war: „Es ist ein Prozess, nicht jede Runde ist perfekt. Jeder kämpfte irgendwann mit der Müdigkeit und der Wind war eine Herausforderung. Man muss versuchen, konzentriert zu bleiben.“ Als derselbe Athlet in der nächsten Runde alle Scheiben abräumte, kehrte ein Lächeln zurück.

Das Mittagessen nach italienischer Art mit drei riesigen Gängen machte die verbrannten Kalorien wieder wett und lieferte Treibstoff für die zweite Trainingseinheit des Tages.

2,5 Stunden; zwei 2300-Meter-Durchgänge

Nach einer kurzen Verschnaufpause war es plötzlich 16 Uhr, Zeit für eine neu angesetzte Radtour. Da in den kommenden Tagen Regenwetter drohte, wollten die Trainer diese Einheit unter günstigen Bedingungen absolvieren. Vittozzi beschrieb die Radtour am Nachmittag als „leicht“. I2,5 Stunden überwand die Gruppe zwei Pässe auf über 2300 Metern Höhe und kam gegen 18.30 Uhr, rechtzeitig zum Abendessen, wieder im Hotel an. „Leicht“ ist natürlich eine Frage der Perspektive!

Ein ganz normaler Tag im klassischen Sommertrainingszyklus: essen, schlafen, trainieren, wiederholen! Biathleten werden im Sommer gemacht.

Fotos: IBU/ Jerry Kokesh, Mirco Romanin

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