Jakov Fak: „Alles ist möglich“

Der Slowene Jakov Fak geht 2024/25 in seine 24. Saison im internationalen Biathlonzirkus. Sein Wettkampfeifer ist ungebrochen (Wer besiegte beim Sommer-Biathlon in Dresden doch gleich JT Bø?), seine Motivation ist weiterhin hoch und am Ende winken ihm 2026 vielleicht sogar seine fünften Olympischen Spiele.

Lange und erfolgreiche Karriere

Heute sind noch zwei Biathleten im Weltcup aktiv, die bei den IBU-Weltmeisterschaften der Jugend und Junioren 2002 am Start waren: der Österreicher Simon Eder und Jakov Fak aus Slowenien. Der junge Jakov, der seinerzeit mit einem Gewehr, das er sich mit seinem Bruder teilen musste, im Einzel der Jugend elf Scheiben verfehlte, entwickelte sich anschließend zu einem der besten Biathleten der Welt: Zwei Olympiamedaillen, zwei Titel bei IBU-Weltmeisterschaften sowie 88 % Trefferquote in der vergangenen Saison zeugen davon.

Der heute 37-Jährige sagt: „Vor 20 Jahren hätte ich niemals gedacht, dass ich eine derart lange Karriere erleben darf. Ich habe den Fokus nur auf die nächste Saison, das Training und die Rennen gelegt. Nun spüre ich allerdings, dass mein Karriereende näher rückt. Das macht mir ein wenig Angst. Aber ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken. Ich will mich einfach auf das konzentrieren, was noch vor mir liegt.“

Sicherer Schütze

Das Schießen entwickelte sich schnell zu Faks Spezialgebiet. Als er bei den Olympischen Winterspielen 2010 Bronze im Sprint sowie 2018 Silber im Einzel gewann, blieb er jeweils ohne Fehlschuss. Und nach vielen Jahren konstant guten Schießleistungen sieht er keinen Grund, etwas an seinem Ansatz zu ändern: „Ich mag das Schießen, daher geht es bei mir am Schießstand sowohl qualitativ als auch quantitativ zur Sache. Trotzdem ist es immer eine Herausforderung. Du musst dich selbst immer neu pushen. Nur dann hast du genügend Selbstvertrauen, wenn mal etwas schiefgeht.“

Denn es läuft nicht immer wie am Schnürchen. „Letztes Jahr habe ich mir in der Staffel fünf Strafrunden eingehandelt. Das ist mir noch nie passiert. Dann habe ich mich auch noch verzählt und bin am Ende sechsmal gekreiselt. Doch ich dachte mir: Lieber 17 Sekunden zusätzlich laufen als eine Zwei-Minuten-Strafe einhandeln. Es war schon komisch, dass ich keinen einzigen Schuss im Ziel unterbringen konnte. Am nächsten Tag bin ich an den Schießstand gegangen, hab mein Gewehr justiert und musste am Ende zehnmal bei links und fünfmal bei oben drehen.“

Für Fak ist „schnelles und genaues Schießen“ heute mehr denn je ein wichtiger Erfolgsfaktor: „Außer den Norwegern können nicht viele mit einem Fehlschuss aufs Podium kommen“, so der Slowene.

Motto: schnell trainieren

Für ältere Athleten bleibt die Laufzeit eine der größten Herausforderungen überhaupt. Doch auch hier hat Fak eine passende Antwort parat: „Du musst schnell trainieren. Es geht darum, deine Defizite auszumerzen. Ältere Athleten sollten zuerst an den Dingen arbeiten, bei denen sie am schnellsten den Anschluss verlieren. Wenn ich keinen guten Tag habe, übertreibe ich es aber nicht. Es wird schwer, mein Niveau vom Vorjahr wieder zu erreichen, aber ich denke, dass es möglich ist.“

Unbändiger Siegeswillen – auch bei Videospielen

Über seinen Wettkampfeifer sagt Jakov Fak: „Unser Sport ist wunderschön, der Sport kann aber auch sehr grausam sein. Ich liebe den Biathlon, sonst wäre ich nicht hier. Das Gefühl beim Start eines Wettkampfs ist etwas ganz Besonderes. Das gibt mir einen echten Kick. Doch ich will immer gewinnen, egal was es ist. Wenn ich mit meinem Teamkollegen an der Konsole zocke, will ich auch der Beste sein. Man kann mich mitten in der Nacht wecken und ich bin sofort da. Wenn man mir sagen würde, der Wettkampf startet um 1 Uhr nachts, wäre ich bereit. Da gibt es für mich keine Ausreden!“

Familienleben und gesundheitliche Rückschläge

Jakov Fak ist noch immer hochmotiviert. Einen großen Anteil daran haben auch seine drei Kinder. „Viele meiner großen Erfolge stammen aus der Zeit, als ich noch nicht Vater war. Meine Kids haben einige schlechte Rennen von mir gesehen. Dabei würde ich ihnen gern auch die andere Seite zeigen. Sie sollen lernen, dass man gute Ergebnisse erzielen kann, wenn man jeden Tag seinen Stiefel konsequent durchzieht.“

Auf das richtige Gleichgewicht zwischen Biathlon und Familienleben angesprochen sagt der Slowene: „Es ist schwierig. Oft liegt es nicht am Training, sondern an der Erholung. Du hast nicht immer die Zeit, um richtig zu regenerieren. Es gibt Tage, da trainiere ich morgens, esse, ruhe mich ein bisschen aus und bin dann am Nachmittag nur noch auf den Beinen, ehe ich noch etwas Regenerationstraining mache.“

In seiner Karriere hatte Fak auch immer wieder mit gesundheitlichen Rückschlägen zu kämpfen. „Dieses Jahr sieht es etwas besser aus. Ich habe alle Kinderkrankheiten wie die Windpocken durchgemacht. Jedes Jahr war etwas anderes. Viren kommen und gehen. Die Ärzte haben mir gesagt, wenn ich noch ein bisschen mehr trainiere, macht mein Immunsystem schlapp und ich hol mir einen Virus. Im Olympiajahr habe ich mir zehn Tage vor Saisonstart die Hand-Fuß-Mund-Krankheit eingefangen. Dabei war ich bis dahin richtig gut drauf. Doch durch diese Erkrankung war meine Saison gelaufen. (Anm. d. Red.: Fak wurde am Ende 50. in der Gesamtwertung, sein schlechtestes Ergebnis überhaupt).

Immer das Beste geben

Der stets positiv gestimmte Slowene verfolgt noch immer große Ziele. „Ich wollte immer eine Medaille bei Weltmeisterschaften gewinnen. Alles andere macht ja auch keinen Sinn. Trotz aller Nachteile muss ich an mein Ziel glauben und hart darauf hin arbeiten. Daran ändert sich nichts!“

Mit Blick auf die nächsten Olympischen Spiele in Mailand-Cortina im Jahr 2026 sagt er: „Das motiviert mich schon. Doch als ich im Frühjahr an Olympia gedacht habe, wurde ich etwas wehmütig, da ich mich viel jünger fühle als ich in Wirklichkeit bin. Am Ende der Saison habe ich mich gefragt, ob ich noch ein Rennen laufe und dann alles vorbei ist. Doch die Zeit ist meinen Gedanken voraus. Ich habe das Gefühl, dass ich meine halbe Karriere noch vor mir habe und nicht am Ende angelangt bin. Ich habe beschlossen, mir darüber keine Sorgen zu machen, sondern einfach mein Bestes zu geben und jede Trainingseinheit zu genießen.“

Bei den letzten IBU-Weltmeisterschaften hätte Jakov Fak wohl kaum jemand den 6. Platz im Massenstart zugetraut. „Am Ende ist es egal, was die anderen denken. Wenn du etwas wirklich willst, musst du daran glauben und alles versuchen. Dann ist alles möglich.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Nordic Focus, Jerry Kokesh

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