Montag mit ... Lisa Vittozzi

In der vergangenen Saison erlebte Lisa Vittozzi eine Auferstehung. Nach Weltcup-Gesamtrang 31 im Winter 2021/22 sicherte sich die Italienerin zwei Jahre später die Große Kristallkugel. Die 29-Jährige aus der 1.300-Seelen-Gemeinde Sappada brachte 92 % ihrer Patronen im Ziel unter, stand fünfmal ganz oben auf dem Treppchen (darunter einmal bei den IBU-Weltmeisterschaften), sicherte sich zwei Disziplinwertungen und erfüllte sich mit dem dramatischen Gewinn der Weltcup-Gesamtwertung am letzten Rennwochenende einen Lebenstraum. Vor Kurzem hat uns Lisa verraten, wie sie in die Woche startet und welches Lebensmotto ihr dabei geholfen hat, ihr lang ersehntes Ziel zu erreichen.

Biathlonworld: Wann stehst du montags auf und was machst du dann als Erstes?

Lisa Vittozzi: Ich stehe jeden Tag früh um 7 Uhr auf. Dann messe ich ein paar Körperwerte wie z. B. meinen Puls und gehe raus.

BW: Auf welche App schaust du als Erstes, wenn du dein Handy einschaltest?

LV: Instagram!

BW: Woraus besteht für dich das perfekte Frühstück?

LV: Porridge mit Früchten, Eier und ein Croissant.

BW: Beinhaltet deine Morgenroutine vor dem Training Yoga, Stretching, Laufen oder mentale Übungen?

LV: Nein. Aber im Winter bereite ich mich vor dem Training oder Wettkampf schon mental darauf vor. Im Sommer mache ich das nur vor wirklich intensiven Einheiten.

BW: Packst du deine Tasche schon am Vorabend oder wirfst du alles erst in letzter Minute hinein?

LV: Kommt drauf an (lacht). Wenn ich am Abend Zeit finde, bereite ich alles für den nächsten Tag vor. Meistens packe ich aber kurz vor der Angst. Im Winter habe ich mehr Zeit und bereite alles schon am Vorabend vor.

BW: Was ist das Wichtigste, das in deinem Gepäck auf keinen Fall fehlen darf? Wie oft hast du diesen Gegenstand schon vergessen?

LV: Es kam ein paar Mal vor, dass ich mein Gewehr zu Hause vergessen habe. Dann bin ich auf halber Strecke mit dem Auto umgekehrt und habe es noch geholt.

BW: Gehst du an Trainingstagen eine Checkliste mit Dingen im Kopf durch, die du an deinem Trag brauchst?

LV: Ja. Ich schaue mir am Vortag an, was auf dem Plan steht, und bereite mich dann entsprechend darauf vor.

BW: Würdest du dich in Sachen Training als Perfektionistin bezeichnen?

LV: Ja, absolut! Ich bin eine Perfektionistin in meinem Job, dem Biathlon. In meinem Privatleben ist das anders. Da geht alles etwas weniger straff organisiert zu.

BW: Du führst ein Online-Trainingsprotokoll. Schreibst du auch Tagebuch?

LV: Als es sportlich nicht gut lief, habe ich Dinge aufgeschrieben. Manchmal habe ich den Drang, etwas zu notieren. Vielleicht schreibe ich eines Tages auch etwas über mich und mein Leben. Mal sehen, ob ich das Bedürfnis dazu habe.

BW: Hast du ein Motto, das dich in deinem Alltag begleitet?

LV: Wenn du etwas wirklich willst, musst du all deine Energie hineinstecken, um deine Träume zu verwirklichen.

BW: Was machst du, um nach einem anstrengenden Tag abzuschalten?

LV: Während der Sommervorbereitung lege ich mich abends meist hin und schaue Netflix-Serien. Da will ich einfach nur abschalten und nicht an Biathlon denken. BW: Worauf kannst du im Leben nicht verzichten?

LV: Biathlon! Der Sport ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Aber ich weiß auch, dass meine Karriere begrenzt ist. Eines Tages wird auch für mich der Vorhang fallen. Aber momentan kann ich nicht ohne Biathlon leben.

BW: Bist du beim Essen wählerisch?

LV: Es gibt nicht viel, das ich nicht mag. Ich esse eigentlich alles.

BW: Was ist das Härteste am Leben als Profibiathletin?

LV: Wenn du lange in der Weltspitze dabei sein willst, musst du dich Jahr für Jahr verbessern. Du wirst nie so viele Rennen gewinnen, wie du gern möchtest. Manchmal können der Druck und die ganzen Dinge, die im Hintergrund ablaufen, richtig hart sein. BW: Hast du ein verborgenes Talent?

LV: Keine Ahnung, vielleicht muss ich das erst noch entdecken.

BW: Wie lange hast du gebraucht, um das Finale der letzten Saison zu verarbeiten?

LV: Das war schon heftig. Das hat mich bis in den Juli hinein begleitet. Die letzte Saison war wirklich extrem hart für mich. Wenn du an der Spitze stehst, ist der Druck enorm. Wenn dann auf einmal alles vorbei ist, kommen die ganzen Emotionen, die du durchgemacht hast, noch einmal hoch. Dann musst du dir mehr Zeit nehmen, um das Geschehene zu verarbeiten. Ich hatte große Probleme, meinen Erfolg zu begreifen. Aber mittlerweile habe ich realisiert, was ich erreicht habe.

BW: Hast du in diesem Sommer gelernt, „Nein“ zu sagen?

LV: Ja! Es kommen auf einmal so viele Leute, die irgendwas von mir wollen. Manchmal brauche ich aber einfach Zeit für mich. Wenn man nur an Geld und Publicity denkt, hat man nicht genug Zeit, um zu trainieren oder zu regenerieren.

BW: Was steht an, wenn du aus dem Trainingslager nach Hause kommst?

LV: Erholung! Und natürlich Zeit mit meinem Freund und der Familie. Das Zeitfenster ist immer knapp bemessen, daher steht nichts Besonderes an, einfach nur relaxen.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Jerry Kokesh, Lisa Vittozzi

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