Nach eineinhalb Stunden auf Skirollern die kurvenreiche Straße auf die Pokljuka hoch und nach einer weiteren Stunde Schießtraining nahm sich die quirlige Lampič Zeit für ein Gespräch über ihre Gewohnheiten und Ziele.
Biathlonworld: Wann stehst du montags auf und was machst du als Erstes nach dem Aufstehen?
Anamarija Lampič: Das hängt von der Woche und dem Wetter ab. Ich bin nicht so jemand, der immer zur gleichen Zeit aufsteht. Ich gehe nicht früh ins Bett und stelle auch keinen Wecker, also könnte es 6 oder 7 Uhr sein ... oder auch mal 8! Als erstes hole ich mir etwas zu trinken, Tee oder Wasser.
BW: Was ist die erste App, die du auf deinem Handy aufmachst?
AL: Instagram.
BW: Wie sieht das perfekte Frühstück bei dir aus?
AL: Meistens zwei Spiegeleier mit gutem Brot dazu, das man in die Eier tunken kann, und leckeres Obst.
BW: Gehören Dehnübungen, Yoga oder Joggen zu deiner Morgenroutine?
AL: Ich bin, was Dehnen und all das angeht, der faulste Mensch der Welt. Aber ich dehne meinen Rücken, bevor ich aufstehe, weil ich nach all den Jahren ein paar Rückenprobleme habe.
BW: Steht deine Tasche jeden Tag fertig gepackt bereit oder packst du auf den letzten Drücker?
AL: Mein Freund und ich sind da genau gleich. Jedes Mal, vor allem vor Trainingslagern, sagen wir, wir packen an Abend vorher. Das klappt nie! Es ist immer auf den letzten Drücker. Wir stehen lieber um 6 auf, werfen alles in die Tasche und fahren um 8, als am Vorabend zu packen.
BW: Was ist das Schlimmste, was du beim Training oder einem Rennen mal vergessen hattest?
AL: Meine Skischuhe, aber da war ich noch ein Kind. Ich bin viele Rennen in Pokljuka gelaufen, das ist etwa eine Stunde von meinem Elternhaus entfernt. Mein Papa hat immer gefragt, ob ich alles habe, und dann das mitgebracht, was ich vergessen hatte. Einmal kamen wir nach Pokljuka und ich hatte keine Skischuhe dabei. Da gab es natürlich Ärger.
BW: Siehst du dich als Perfektionistin, wenn es ums Training geht?
AL: Nein, das ist vielleicht eine Frage für das Trainerteam oder die Mannschaftskameradinnen. Aber das hängt davon ab, was es für eine Einheit ist. Wenn es Intervalle sind, weiß ich genau, welche Zeiten ich sehen will, aber wenn es nicht klappt oder ein paar Schuss daneben gehen, ist es nicht so schlimm. Ich mach mir da keinen Kopf.
BW: Hast du neben dem Trainingstagebuch noch ein persönliches Tagebuch?
AL: Nur das Trainingstagebuch. Ich bin, was sowas angeht, ziemlich langweilig.
BW: Gibt es ein Motto, das dich tagtäglich begleitet?
AL: Ich würde sagen, ich nehme das Leben Schritt für Schritt. Ich bin ziemlich unkompliziert. Es kommt alles, wie es soll; kein Stress. Ich hab alle meine Erfolge genau zur rechten Zeit eingefahren. Ich mache nicht zu viel oder zu wenig, ich kennen meinen Körper ziemlich gut. Wenn ich einen Rat geben sollte, würde ich sagen, man sollte alles immer Schritt für Schritt angehen und dabei Spaß haben, das ist sehr wichtig.
BW: Was machst du abends, um dich zu entspannen?
AL: Leckeres Essen, dann schaue ich einen Film mit meinem Freund
BW: Was ist dein größtes Schwäche?
AL: (lacht laut auf) Süßigkeiten! Ich glaube, alle Profi-Sportlerinnen mögen mal was Süßes, und wir brauchen das auch. Manchmal ist es Schokolade, manchmal aber auch etwas Salziges wie Chips.
BW: Bist du beim Essen wählerisch?
AL: Ich esse alles, aber lustigerweise nicht so viel Salat oder Gemüse. Ich hasse Paprika, aber ich mag Mais und Tomaten, und überhaupt kein gekochtes Gemüse. Ich bin eher der Typ Fleisch, Pasta und Brot.
BW: Was ist das Härteste am Leben als Profi-Sportlerin?
AL: Es ist schwierig, den Leuten zu erklären, dass man keine Zeit hat, wenn sie etwas unternehmen wollen. Man hat für jeden Tag und jede Trainingseinheit einen Plan. Man geht Mittagessen und will dann ein Nickerchen machen, und sie fragen: „Bist du ein Baby?“ Dann sagt man am Besten: „Das ist jetzt nicht die Zeit dafür, ich habe einfach nicht die Energie.“
BW: Verrätst du uns etwas, was nur wenige Menschen über dich wissen?
AL: Je nach Jahreszeit gehe ich gern in den Wald und sammle zum Beispiel Pilze, Esskastanien oder im Sommer Beeren.
BW: Welches Projekt steht auf deiner To-Do-Liste, wenn du aus dem Trainingslager nach Hause kommst?
AL: Wir leben in diesem uralten Haus, das wir gerade renovieren. Auch wenn mein Freund den Großteil der Arbeit macht, ist es schön, dazu beitragen zu können.
BW: Was ist die wichtigste Lektion, die du im Biathlon gelernt hast?
AL: Als ich klein war, hatte ich viele Herzprobleme und Operationen, und dann bin ich im Langlauf erfolgreich geworden. Der Wechsel zum Biathlon war die richtige Entscheidung. Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich es mein Leben lang bereut! Es bedeutet mir viel, dass ich mich getraut habe zu wechseln. Kurz gesagt: Es macht mir viel Freude!
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Jerry Kokesh