Soldier Hollow im Wüstenhochland südöstlich von Salt Lake City war 2002 Austragungsort der Biathlonrennen. Dieser Ort sah einige der wohl besten Biathlon-Auftritte des Mannes, der diesen denkwürdigen Sprint von Nagano gewonnen hatte: Ole Einar Björndalen. Auch wenn Raphael Poirée in den zwei Saisons zuvor und in der Olympiasaison den Gesamtweltcup gewonnen hatte, „gewann“ Björndalen die Winterspiele. Vier Rennen, vier Goldmedaillen, Siege mit 36, 28 und 43 Sekunden Vorsprung in Einzel, Sprint und Verfolgung, gekrönt von einer dominanten Staffel-Schlussrunde (mit der zweitschnellsten Zeit), mit der sie Gold gewannen und die erstklassig besetzte deutsche Staffel um 28 Sekunden schlugen.
Bei den Frauen war Kati Wilhelm der Star von Salt Lake. Sie gewann Gold im Sprint, Silber in der Verfolgung mit einer Aufholjagd von Rang 52 nach drei Fehlern im ersten Liegendschießen und führte die deutschen Frauen als Schlussläuferin zu Staffelgold. Die legendäre Magdalena Forsberg gewann zwei Bronzemedaillen, und auch Uschi Disl fügte ihrer wachsenden Medaillensammlung noch zwei hinzu.
Im Jahr 2006 wurden die Biathlonrennen bei den Winterspielen in Cesana San Sicario ausgetragen, an einer eigens geschaffenen Wettkampfstätte, die inzwischen in der Versenkung verschwunden ist. Wieder einmal dominierte ein Mann die Winterspiele: Der Deutsche Michael Greis. Greis kam praktisch aus dem Nichts und gewann drei Goldmedaillen: im 20 km Einzel, im (ersten) Massenstart und in der Staffel. Vor den Spielen von Turin hatte Greis exakt ein Weltcuprennen gewonnen, nämlich das Vorbereitungs-Einzel über 20 km am Austragungsort in der Vorsaison. Davon abgesehen schaffte er es im Vorlauf zu Olympia gerade mal auf zwei dritte Plätze im Weltcup. In der nächsten Saison gewann er die Weltcup-Gesamtwertung.
Bei den Frauen wurde Anna Carin (Olofsson) Zidek die zweite Schwedin (nach Forsberg), die aus dem Langlauf wechselte. Sie wurde zum Biathlon-Star wurde, indem sie den ersten olympischen Massenstart der Frauen mit 18 Sekunden Vorsprung auf Wilhelm gewann.
Die Biathlonrennen der Spiele von 2010 wurden im Whistler Olympic Park ausgetragen, einem Stadion von kompaktem Format 20 km außerhalb von Whistler. Deutschlands Star Magdalena Neuner stand unter großem Leistungsdruck. Man erwartete Gold, und das obwohl Helena Ekholm vor den Spielen den Weltcup dominiert hatte. Neuner wurde gleich von der aufstrebenden Anastasiya Kuzmina in die Defensive gedrängt, die im Weltcup zwar erst zweimal auf dem Podest gestanden hatte, Neuner den Olympiasieg im Sprint aber um 1,5 Sekunden wegschnappte. Neuner konterte mit Gold in Verfolgung und Massenstart und gewann im Nachgang den zweiten ihrer drei Titel im Gesamtweltcup.
Björndalen erweiterte seine Medaillensammlung um Silber im 20 km Einzel und Gold mit der Staffel. Ein weiterer neuer Stern ging am Himmel auf, der Biathlon und die nächsten zwei Winter-Olympiaden prägen sollte: Martin Fourcade gewann olympisches Silber im Massenstart, für ihn die erste Medaille von insgesamt sieben seiner Karriere, darunter fünf Goldmedaillen.
Im Laura Biathlonstadion hoch im östlichen Kaukasus krönte „König Ole“ seine olympische Karriere mit einem Sieg im Sprint. Wochen zuvor hatte er diesen Sieg in Antholz praktisch vorhergesagt, als er zu Biathlonworld sagte: „Ich würde gerne einen starken Sprint laufen, das ist meine Lieblingsdistanz. Ich hoffe, dass ich in das erste Rennen dort gut laufen kann.“ Später gewann er noch eine weitere Goldmedaille in der ersten olympischen gemischten Staffel.
Der größte Star bei den Männern war allerdings Fourcade. Einen enttäuschenden sechsten Platz hinter Björndalen im Sprint glich der Franzose mit Gold in der Verfolgung, Gold im 20 km Einzel und Silber im 15 km Massenstart mehr als aus. Der Zweikampf mit Emil Hegle Svendsen im Massenstart war eines der packendsten Rennen in der Geschichte des olympischen Biathlons. Nach zwei Tagen Verschiebung wegen starken Nebels konnte das Rennen endlich gestartet werden. Nach ständigen Führungswechseln auf den letzten Kilometern lag Fourcade bei der Stadioneinfahrt vor Emil Hegle Svendsen. An der letzten Ecke war Svendsen im Vorteil und konnte vorbeiziehen, aber Fourcade rächte sich mit einem brutalen Sprint auf den letzten 50 Metern und zog kurz vor der Ziellinie wieder mit dem Norweger gleichauf. Fourcade brachte den Ausfallschritt und warf sich über die Ziellinie, als Svendsen die Arme zum Foto-Finish-Sieg in die Luft riss.
Bei den Frauen kristallisierte sich Darya Domracheva als der olympische Star heraus. Ihr gelang es als erster und einziger Frau, bei einer Olympiade dreimal olympisches Gold zu gewinnen. Die Belarussin lieferte wie Fourcade ein enttäuschendes Sprintergebnis (9.) hinter Kuzmina ab, die ihr zweites Sprint-Gold in Folge gewann. Domracheva meldete sich mit dominanten Siegen zurück: 37 Sekunden Vorsprung im Verfolger, 1:15 im 15 km Einzel und 20 Sekunden im Massenstart.
Fourcade schrieb seine Legende in Korea weiter. Nach einem weiteren enttäuschenden Sprint verteidigte er seine Goldmedaille in der Verfolgung und holte sich für den Massenstart von Sochi, den er an Svendsen verloren hatte, Genugtuung mit einem weiteren Foto-Finish, das er um Haaresbreite gegen seinen guten Freund Simon Schempp gewann. Eine weitere Goldmedaille gewann die französische Legende mit einem fehlerfreien Auftritt als Schlussläufer der gemischten Staffel, bei der er erneut Svendsen abhängte (der Bronze im Massenstart geholte hatte). Laura Dahlmeier gewann gleich zu Beginn der Spiele Doppelgold in Sprint und Verfolgung. Domracheva ihrerseits erweiterte ihre Medaillensammlung um Silber im Massenstart und schrieb dann olympische Geschichte, als sie mit der belarussischen Staffel zu Gold lief. Damit wurde Domracheva die erste und einzige Biathletin, die vier olympische Goldmedaillen gewann.
Im Schatten dieser beiden Stars gewann die 22-jährige Hanna Oeberg Gold im 15 km Einzel und Silber mit der Staffel der Frauen, während ihr 20-jähriger Mannschaftskamerad Sebastian Samuelsson Gold in der Verfolgung und Silber mit der Staffel der Männer holte.
Bleibt die Frage, wer bei den bevorstehenden olympischen Biathlonrennen olympische Geschichte schreiben wird? Bei den über 200 Männern und Frauen, die an den Start gehen, könnte es Marte Olsbu Roeiseland sein, Öberg oder Samuelsson oder ein französischer Star wie Emilien Jacquelin oder Quentin Fillon Maillet, vielleicht ein Bö-Bruder, die französische, schwedische oder norwegische Staffel, oder vielleicht ein Überraschungssieger. Wir werden es herausfinden – am 5. Februar geht es endlich los!
Photos: IBU/Christian Manzoni, IBU Archive, US Biathlon/Art Stegen